Geistliches Wort für den Monat November

Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut‘s nicht, dem ist‘s Sünde. (St. Jakobus 4,17 - Monatsspruch für November)

"Ich habe doch gar nichts getan!" - Mit diesen Worten pflegen sich Menschen häufig zu verteidigen, wenn sie beschuldigt und angeklagt werden. "Ich habe doch gar nichts getan!" - Mit diesem Argument scheinen sie aus dem Schneider zu sein, denn wer nichts tut, kann doch auch nicht schuldig werden, möchte man meinen.

Der heilige Jakobus macht uns  deutlich, dass wir sehr wohl schuldig werden können, wenn wir gar nichts getan haben. Er zeigt uns, dass diese Worte, die wir so gerne zu unserer Verteidigung anführen, in Wirklichkeit auch eine Form der Selbstanklage sein können. Denn, so Jakobus: „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut‘s nicht, dem ist‘s Sünde.“ Ich werde nicht nur dadurch schuldig, dass ich etwas tue, was ich nicht tun durfte. Sondern ich kann auch dadurch schuldig werden, dass ich nicht tue, was ich hätte tun sollen. Es geht in unserem christlichen Glauben gerade nicht bloß darum, dass wir uns bemühen, möglichst keine Verbote zu übertreten, und dann, wenn wir das schaffen, vor Gott als ganz anständige Menschen dastehen, mit denen Gott eigentlich ganz zufrieden sein kann. Gott erwartet mehr von uns, als dass wir bestimmte Grenzmarkierungen, die er gesetzt hat, nicht überschreiten. Martin Luther hat das in seinem Kleinen Katechismus in den Erklärungen der Zehn Gebote sehr anschaulich aufgegriffen: „Du sollst nicht andere Götter haben neben mir“ heißt eben nicht bloß, dass wir in unseren Wohnungen keine Altäre für Buddha errichten sollen, sondern es heißt positiv: „Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“ Entsprechend heißt: „Du sollst nicht töten“: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und ihn fördern in allen Leibesnöten.“ Und „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“ heißt: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, afterreden oder bösen Leumund machen, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“

Und wer dieses Gute nicht tut, „dem ist‘s Sünde“. Nein, sagen wir nicht, wir wüssten ja nicht, was das Gute ist. Gewiss gibt es Situationen in unserem Leben, in denen wir tatsächlich nicht wissen, was denn nun gut und richtig ist. Aber oft genug wissen wir es eigentlich doch genau - und tun es dennoch nicht. Und das ist „Sünde“. Nein, Sünde ist kein moralisches Vergehen, sondern „Sünde“ bedeutet in der Heiligen Schrift „Trennung von Gott“. Wenn wir das Gute nicht tun, das wir doch eigentlich genau kennen, dann ist dies Ausdruck unserer Abwendung von Gott. Und vor diesem Gott, den wir in unserem Leben eben immer wieder nicht über alle Dinge fürchten und lieben und dem wir nicht über alles vertrauen, werden wir uns doch einmal verantworten müssen. Daran erinnern uns gerade die Gottesdienste im November an den letzten Sonntagen des Kirchenjahrs. Zur Umkehr rufen sie uns, dass wir uns vor Gott nicht länger in Ausreden flüchten, sondern unsere Schuld bekennen - und darauf wieder neu Seine Vergebung empfangen. Und wer aus dieser Vergebung lebt, der bekommt von Gott auch die Kraft geschenkt, das Gute nicht nur zu erkennen, sondern es auch zu tun.