26.04.2009 | St. Johannes 10, 11-16. 27-30 (Misericordias Domini)

MISERICORDIAS DOMINI – 26. APRIL 2009 – PREDIGT ÜBER ST. JOHANNES 10,11-16.27-30

Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie -, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird "eine" Herde und "ein" Hirte werden.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins.

Im Jahr 2005 hat das sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut Sinus Sociovision eine Studie über die religiöse und kirchliche Orientierung der deutschen römischen Katholiken herausgegeben, die von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben war. Das Ergebnis dieser Studie formuliert noch einmal deutlicher, was vorherige soziologische Studien zu diesem Thema auch bereits angedeutet hatten: Die meisten Menschen in Deutschland lassen sich heutzutage nicht mehr von der Kirche und ihrer Botschaft ansprechen. Eigentlich erreicht die Kirche nur noch bestimmte traditionsverwurzelte und konservative Milieus, Leute, die sich gerne von anderen sagen lassen, wo es langgehen soll, die „orientierungsfixiert“ sind, wie man das dann so schön nennt. Selbstbestimmte Menschen, die ihr Leben ganz eigenverantwortlich gestalten wollen, findet man dagegen in der römisch-katholischen Kirche, und, so belegen es andere Studien, auch in den anderen Kirchen kaum noch.
Das Heilige Evangelium des heutigen Sonntags scheint diese Sicht der Dinge, so möchte man beim ersten Hinhören meinen, voll und ganz zu unterstreichen: Da ist von Jesus, dem guten Hirten, die Rede, auf den seine Schafe hören und dem sie folgen. Das scheint ja so ziemlich alle Klischees von Kirche zu bestätigen: In der Kirche sitzen die dummen Schafe, die nicht selber denken, die nichts selber machen, sondern die sich von oben her sagen lassen, was sie tun sollen, und die dem Hirten gerne hinterherdackeln – nein, nicht allein dem Oberhirten Jesus Christus, sondern auch seinem Bodenpersonal in der Gemeinde. Und wer dazu keine Lust hat, wer sich nicht als dummes Schaf versteht, sondern selber denken, selber entscheiden will, sich nicht von anderen bestimmen lassen will, der hat in der Kirche nichts zu suchen, der merkt auch selber, dass er offenbar ganz gut ohne Kirche klarkommt.
Schwestern und Brüder, wenn wir die Worte Jesu auf dem Hintergrund dieser Sinus-Studie hören, dann mag uns ein gewisses Unwohlsein befallen: Auf der einen Seite, geben wir es ruhig zu, mögen wir das Bild von Jesus Christus als unserem guten Hirten. Wir empfinden es in aller Regel nicht als anstößig, sondern als tröstlich, Schafe in der Herde dieses guten Hirten sein zu dürfen. Doch auf der anderen Seite empfinden wir uns selber wohl nicht unbedingt als dumm und zurückgeblieben, auch nicht unbedingt als konservativ oder orientierungsfixiert. Natürlich wollen wir zugleich auch selbstbestimmte, eigenverantwortliche Menschen sein, Leute, die ihren Verstand nicht an der Garderobe abgeben, wenn sie in die Kirche gehen, Leute, die sich nicht deshalb zur Kirche halten, weil sie allein mit ihrem Leben irgendwie nicht klarkommen. Ja, wie kommen wir aus diesem Dilemma nun wieder heraus?
Schwestern und Brüder, wir müssen einfach nur mal etwas genauer hineinschauen in das Heilige Evangelium dieses Sonntags. Dann stellen wir nämlich fest, dass es in Wirklichkeit querliegt zu den Klischees, die ich euch eben geschildert habe: Die Alternative, die Christus hier in seinen Worten beschreibt, besteht eben gerade nicht darin, dass wir uns entweder als dumme Schafe einem Hirten anschließen, der uns das Denken abnimmt, oder aber ohne Hirten selbstbestimmt unser Leben führen. Christus macht uns vielmehr deutlich: Es geht in unserem Leben nicht darum, ob wir einem Hirten folgen oder nicht, sondern es geht darum, welchem oder welchen Hirten wir folgen und welchen nicht.
Ohne Hirten kommen wir gerade heute in unserer immer unübersichtlicher werdenden Welt gar nicht aus. Ein besonders eindrückliches Symbol dafür ist heutzutage der „Navi“, das Navigationsgerät, das in immer mehr Autos Einzug hält. Ich fahre mit dem Auto nicht mehr die Strecke, die mir die sinnvollste zu sein scheint, sondern ich folge der Stimme des guten Hirten oder auch der guten Hirtin aus dem Bordcomputer, die mir sagt, wann ich welchen Weg wählen soll. Es gibt Leute, die diesem guten Hirten so sehr vertraut haben, dass sie mit ihrem Auto schon Treppen abwärts oder sogar mitten in einen See hineingefahren sind, weil ihnen die Stimme ihres Hirten dies so gesagt hatte. Ja, wir kommen nicht ohne Hirten aus, ohne Leute, die uns auch außerhalb des Autos durch diese Welt navigieren, uns zeigen, wie wir vorankommen, Sackgassen vermeiden, Ziele erreichen können. Doch welchen Hirten können wir vertrauen; wer meint es wirklich gut mit uns? Schon Jesus hat damals in seiner Rede vom guten Hirten deutlich gemacht, dass die meisten Hirten, die sich um uns kümmern, wirklich nur unser Bestes wollen, nämlich unser Geld, dass die meisten Hirten, die uns betreuen, letztlich doch nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, und, wenn es darauf ankommt, uns letztlich doch allein dasitzen lassen. Geschickt gehen diese Hirten dabei vor, und genau dasselbe Institut, das diese Milieustudie für die römisch-katholische Kirche erstellt hat, unterstützt diese anderen Hirten mit anderen Studien dabei, Zielgruppen zu erreichen, Menschen ihre Angebote möglichst bedürfnisgerecht zu servieren: Wenn man weiß, wie die Menschen ticken, kann man ihnen am besten auch unterjubeln, was man bei ihnen loswerden möchte.
Ja, mit jeder Menge an „Mietlingen“, wie Luther sie so schön nennt, haben wir es zu tun, mit Menschen, Einrichtungen, Angeboten, die uns das Blaue vom Himmel versprechen und am Ende doch nur so wenig zu halten vermögen. Und auf diesem Hintergrund erscheint die Selbstvorstellung Jesu als gutem Hirten mit einem Mal gar nicht mehr so abschreckend, im Gegenteil: Was er zu bieten hat, unterscheidet sich eben wohltuend von so vielen anderen Angeboten. Nein, Jesus will uns als seine Schafe gerade nicht für dumm verkaufen oder uns allmählich verblöden lassen, sondern uns im Gegenteil dazu befähigen, kritisch wahrzunehmen, was um uns herum eigentlich so alles geschieht, ja, was uns sonst alles zu prägen und zu gewinnen versucht.
Nein, Jesus hält hier keine Werberede für sich selber, er muss nicht versuchen, uns erst noch zu gewinnen. Wir gehören ja schon längst zu ihm. Aber vergewissern will er uns mit seinen Worten, warum es für uns wirklich gut ist, zu ihm zu gehören, weshalb wir uns dessen nicht zu schämen brauchen, sondern im Gegenteil heilfroh sein dürfen, ausgerechnet bei diesem guten Hirten gelandet zu sein. Denn Jesus, der gute Hirte,

- gibt sein Leben für uns
- verkehrt mit uns auf Augenhöhe
- bringt Gott selbst in unser Leben hinein.

I.

Schon lange bevor Jesus sich damals als guten Hirten bezeichnete, war das Wort „Hirte“ ein beliebter Titel, den sich Könige und Herrscher gerne beilegten. Dass sie sich als Hirten ihres Volkes bezeichneten, bedeutete allerdings nicht, dass sie sich um das Volk auch tatsächlich gekümmert, sich für dieses Volk auch tatsächlich eingesetzt hätten. Sie brachten damit nur zum Ausdruck, dass sie die Chefs sind, dass sie das Sagen haben und alle ihnen bitteschön zu vertrauen haben. Im Volk Israel dagegen bezeichneten sich die Könige nicht als „Hirten“, und das aus gutem Grund: Hirte war einzig und allein Gott selbst. Und für Gott war das nicht bloß ein netter Ehrentitel, sondern als Hirte seines Volkes sah er sich in der Pflicht, für sein Volk da zu sein, für sein Volk zu sorgen, sich für dieses Volk einzusetzen. Und genau auf dieser Linie geht Jesus nun noch einen entscheidenden Schritt weiter: Eindrücklich stellt er uns vor Augen, wie denn eigentlich die Arbeit eines Hirten aussah: Doch nicht so, dass er einfach nur in der Sonne herumstand und den Schafen beim Futtern zuguckte, auch nicht so, dass er es genoss, dass die Schafe zu ihm angerannt kamen, wenn er sie rief, und erst recht nicht so, dass er ein Schaf nach dem anderen schlachtete, um sich auf Kosten der Schafe ein schönes Leben zu machen. Sondern ein Hirte hatte ständig auf der Hut zu sein, musste darauf achten, dass seine Schafe ja keinen Schaden nahmen, musste sie vor wilden Tieren schützen, musste im Zweifelsfall dazu bereit sein, mit diesen wilden Tieren auch zu kämpfen, ja sein Leben für seine Schafe einzusetzen. Ja, solch ein Hirte ist er, Jesus Christus, er, der nicht nur dazu bereit gewesen ist, sein Leben für seine Schafe zu riskieren, sondern der sein Leben tatsächlich geopfert hat, um das Leben der Schafe zu retten.
Wir merken schon: Mit dem Klischee von orientierungsfixierten Schafen, die sich für dumm verkaufen lassen, hat das nicht das Geringste zu tun – viel eher schon mit der Glaubwürdigkeit des Hirten, der offenbar nicht bloß kluge Sprüche klopft, sondern sich mit allem, was er hat und ist, für die einsetzt, die ihm anvertraut sind, der offenbar die, die zu ihm gehören, nicht ausnutzt, sondern völlig selbstlos nur auf ihr Wohl bedacht ist. Schwestern und Brüder: Welcher andere Hirte könnte das von sich behaupten? Im Gegenteil: Wir sind eben mit Recht hoffentlich immer dann skeptisch, wenn uns irgendwelche Einrichtungen weismachen wollen, sie seien nur ganz uneigennützig auf unser Wohl aus, würden uns deshalb so günstige Angebote unterbreiten, würden nur deshalb uns werben, bei ihnen einzutreten, würden sich nur deshalb um unseren Geld und unseren Besitz kümmern. Nein, Uneigennützigkeit, sie hat eben ansonsten in unserer Welt, in unserem Wirtschaftssystem keinen Platz; Opfer können wir da von denen, die uns zu werben versuchen, nicht erwarten oder gar verlangen. Nur er, der eine, der wirklich gute Hirte, er macht dies in der Tat, macht es, weil er weiß, dass wir anders nicht zu retten sind. Ja, das gilt auch für all diejenigen, die glauben, sie könnten ihr Leben ganz allein, ganz selbstbestimmt gestalten, sie seien auf keinen Hirten angewiesen. Ach, auf welche Hirten, auf welche Versprechungen sind so viele von ihnen doch auch in diesem letzten Jahr hereingefallen, haben miterleben müssen, wer sich da alles als Mietling entpuppt hat und mit seinen Boni abgezogen ist, nachdem er den Schafen ihr Fell zuvor gründlich genug über die Ohren gezogen hatte! Und auch die, die nicht auf solche Mietlinge gehört haben, erfahren es früher oder später, dass sie allein nicht weiterkommen, wenn die Wölfe auch in ihr Leben einbrechen, wenn sie merken, dass sie sich auch mit aller Selbstbestimmung und allem Geld Gesundheit, Glück, ja, das Leben selber nicht erkaufen und bewahren können. Nein, Schwestern und Brüder, dass wir hier in der Kirche sitzen, liegt nicht daran, dass wir so orientierungsfixiert wären; das liegt im Gegenteil daran, dass er, Jesus, uns die Augen geöffnet hat, uns gezeigt hat, wie viel besser wir es bei ihm, dem guten Hirten haben, als wir es sonst irgendwo anders haben können, bei ihm, der sein Leben preisgegeben hat – aus Liebe zu uns.

II.

Schwestern und Brüder, wir haben es schon gemerkt: Jesus ist als unser guter Hirte nicht darauf aus, dass wir möglichst dumm bleiben, uns einfach von ihm herumkommandieren lassen. Im Gegenteil: Er, der gute Hirte, verkehrt mit uns auf Augenhöhe: Er kennt uns, und wir kennen ihn.
Wenn Jesus hier vom „Kennen“ redet, dann meint er nicht bloß, dass er mal von uns gehört hat, dass er unseren Namen mal irgendwo in einer Liste gelesen hat. Sondern „kennen“ bedeutet in biblischer Sprache viel mehr: Es bedeutet tiefste Vertrautheit, bedeutet uneingeschränkte Gemeinschaft. Ja, Jesus kennt uns ganz genau: Er weiß, wer wir sind, er weiß, was wir denken und empfinden, ja, er kennt uns viel besser, als wir uns selber kennen. Und das Unglaubliche ist: Er liebt uns trotzdem, schmeißt uns trotzdem nicht aus seiner Herde raus, sondern gibt sich für uns hin, obwohl er genau weiß, dass wir es nicht verdient haben.
Doch dieses „Kennen“ soll eben nun nicht einseitig bleiben: Jesus spielt mit uns nicht „Big brother is watching you“, er beobachtet uns nicht aus der Tarnung heraus, während er selber unerkannt bleibt. Nein, er gibt sich uns in seinem Wort auch umgekehrt zu erkennen, lässt uns in sein Herz blicken, zeigt uns genau, was er von uns will und was er für uns empfindet. Nein, Jesus will gerade nicht, dass wir dumm bleiben, sondern er will, dass wir in seiner Kenntnis immer mehr zunehmen, dass wir immer mehr dazulernen, seine Stimme immer genauer erkennen und wahrnehmen und sie von anderen Stimmen unterscheiden können. Denn ihm liegt ja so sehr daran, dass wir nicht auf alle möglichen anderen Stimmen, auf alle möglichen anderen Heilsversprechungen hereinfallen; ihm liegt daran, dass wir kritisch unterscheiden können zwischen dem, was er von uns und für uns will, und dem, was man heute doch alles so macht und tut, was alle anderen doch auch machen; ihm liegt daran, dass wir Wölfe im Schafspelz wittern können, auch und gerade, wenn es ihnen gelingt, sich in die Kirche einzuschleichen; ja, ihm liegt daran, dass wir dann auch dazu in der Lage sind, „nein“ zu sagen und nicht zu gehorchen, wenn Menschen von uns Gehorsam verlangen, der den Worten Jesu widerspricht.
Aber das können wir eben nur, wenn wir auf diese Stimme des guten Hirten tatsächlich immer wieder hören und uns von ihr unser Gewissen schärfen lassen. Das können wir nur, wenn wir bei seiner Herde bleiben, hier immer wieder sein Wort hören, ja, ihn am Allertiefsten erkennen, wenn wir mit ihm eins werden in seinem Heiligen Mahl. Ja, gerade das macht uns mündig, bewahrt uns gerade davor, fremdbestimmt zu werden, wenn wir bei dem bleiben und den immer besser kennenlernen, bei dem wir gewiss sein dürfen, dass er uns nicht ausnutzt.

III.

Soziologische Studien, Schwestern und Brüder, können für uns eine Sehhilfe sein, können uns helfen, Dinge wahrzunehmen, die in unserer Umgebung, ja auch in der Kirche selber geschehen. Aber soziologische Studien können uns gerade nicht zeigen, was wir als Kirche zu tun, was wir als Kirche zu verkündigen haben. Denn die Kirche ist eben gerade nicht ein Unternehmen, das sich vor allem daran zu orientieren hat, dass es Erfolg hat auf dem Markt. Sondern in ihr geht es um keinen Geringeren als um Gott, der nicht von Meinungsumfragen, nicht von Erfolgsmeldungen abhängig ist, sondern der die Gemeinschaft mit uns sucht, ganz gleich, wie viel oder wie wenig Erfolg er damit hat.
Wenn Menschen meinen, auf Gott in ihrem Leben verzichten zu können, dann mögen sie sich eben dadurch für selbstbestimmt und eigenverantwortlich halten. Doch das ändert eben nichts daran, dass sie, ohne es zu wissen, eben doch mit jeder Faser ihrer Existenz an diesem Gott hängen, ohne den sie auszukommen meinen, ja, dass sie sich vor diesem Gott mit ihrem Leben doch einmal werden verantworten müssen. Und eben darum versammeln wir uns hier in der Kirche: Nicht weil wir uns dafür entschieden hätten, sondern weil Gott sich für uns entschieden hat, weil er uns längst in seiner Hand hält. Und wir versammeln uns hier in der Kirche, um eben dies zu feiern, dass Gott für uns keine Bedrohung ist, keine Einschränkung unserer Freiheit, sondern im Gegenteil der, der uns Freiheit und Leben schenken will, Leben, das diesen Namen wirklich verdient, Leben, das nie mehr enden wird, Leben in Fülle. Ja, das dürfen wir feiern, weil Jesus nicht bloß ein kluger Prophet ist, der sich so seine eigenen Gedanken über Gott gemacht hat, sondern weil in ihm Gott selber zu uns Menschen spricht: „Ich und der Vater sind eins“, so spricht es Jesus hier selber aus. Wenn Jesus sich um uns kümmert, dann kümmert sich Gott selber um uns, wenn Jesus sein Leben für uns in den Tod gibt, dann gibt Gott selbst sein Leben in den Tod, wenn Jesus uns Anteil gibt an sich, dann gibt Gott selbst uns Anteil an sich.
Nein, Schwestern und Brüder, das ist nicht bloß eine Botschaft für Traditionsbewusste und Konservative; diese Botschaft, ja diesen guten Hirten brauchen sie alle, die Milieus, die uns die Studie von Sinus Sociovision vor Augen stellt: die Etablierten und die bürgerliche Mitte genauso wie die Postmateriellen und die Konsum-Materialisten, die Performer genauso wie die DDR-Nostalgiker. Für sie alle hat der gute Hirte sein Leben in den Tod gegeben, und sie alle meint er, wenn er sagt: „Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen.“ Ja, dafür kann auch solch eine soziologische Studie gut sein, dass uns auch diese Leute wieder neu ins Blickfeld geraten und wir auch ihnen bezeugen, wie gut es ist, zu diesem Hirten zu gehören, der uns nicht enttäuscht, bei dem wir nichts leisten müssen und der uns unendlich mehr gibt als bloß ein bisschen Spaß: das Leben in der Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott. Amen.