10.01.2010 | Römer 12, 1-8 (Fest der Taufe CHRISTI)

FEST DER TAUFE CHRISTI – 10. JANUAR 2010 – PREDIGT ÜBER RÖMER 12,1-8

Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich's gebührt zu halten, sondern dass er maßvoll von sich halte, ein jeder, wie Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat. Denn wie wir an "einem" Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele "ein" Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied, und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Ist jemand prophetische Rede gegeben, so übe er sie dem Glauben gemäß. Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Ist jemand Lehre gegeben, so lehre er. Ist jemand Ermahnung gegeben, so ermahne er. Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn. Steht jemand der Gemeinde vor, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er's gern.

Am 28. Januar findet in London die große Internationale Afghanistan-Konferenz statt. Gut acht Jahre, nachdem das Taliban-Regime in Afghanistan mit militärischer Gewalt gestürzt worden war und die Sieger seitdem versucht hatten, eine neue Ordnung in dem Land zu etablieren, soll nun eine Zwischenbilanz gezogen werden, was seitdem erreicht worden ist und wie man nun weiter verfahren soll. Denn der Herrschaftswechsel vor acht Jahren hat eben nicht dazu geführt, dass seitdem im Land Ruhe herrscht. Sondern diejenigen, die gekommen waren, um im Land den Frieden zu sichern, wurden seitdem immer wieder, ja immer mehr in Kämpfe mit denen verwickelt, die sie einst gestürzt hatten. Auf den schnellen Herrschaftswechsel folgte ein langwieriger Guerilla-Kampf, dessen Ende im Augenblick noch gar nicht abzusehen ist.
So eine Art von Afghanistan-Konflikt spielt sich auch in einem jeden von uns, spielt sich im Leben eines jeden Christen ab. Da hat auch bei uns in der Taufe ein schneller Herrschaftswechsel stattgefunden: Das Terrorregime des Todes und des Teufels, dem wir bis dahin unterworfen waren, wurde in der Taufe gestürzt, entmachtet, ersetzt durch eine neue Herrschaftsform, durch die Herrschaft des auferstandenen Christus in unserem Leben. Aber seit diesem Tag unserer Taufe findet nun auch in unserem Leben immer wieder neu Afghanistan statt: Die Mächte, die in unserer Taufe die Herrschaft über unser Leben verloren haben, der Teufel und unser altes Ich, das immer nur um sich selber kreist, die geben seitdem nicht auf, sondern sie führen einen Guerilla-Krieg gegen die neue Herrschaft in uns, einen Guerilla-Krieg, bei dem sie, Gott sei’s geklagt, immer wieder auch nicht unerhebliche Gewinne erzielen. Nein, ein Ende dieses Kampfes in uns ist überhaupt nicht absehbar; das alte Ich in uns macht keinerlei Anstalten zu kapitulieren und mit seinen Widerstandsbemühungen aufzuhören.
Gewiss, der Vergleich mit Afghanistan hinkt natürlich an einigen Stellen: In Afghanistan gibt es nicht einfach Gut und Böse, gibt es so viele Menschen, die in diesem Konflikt irgendwo dazwischen stehen, gibt es auf Seiten derer, die es eigentlich gut meinen, immer wieder auch viel eigenes Versagen, das den Kampf, der geführt wird, nicht unbedingt einfacher macht. Aber in einer Hinsicht passt der Vergleich: Auch bei uns gab es einen Herrschaftswechsel, der zugleich den Beginn eines Kampfes darstellte, dem wir uns nicht entziehen konnten und können, so gerne wir dies auch wollten, und dessen Ende überhaupt nicht abzusehen ist.
Und genau darum geht es eben auch in der Epistel dieses Festes der Taufe Christi, in der uns der Apostel Paulus in unser Leben aus der Taufe einweist, in der er uns einweist in den Kampf, in den wir als Christen gestellt sind und dem wir uns nicht entziehen können. Auf drei Gebieten, so macht es uns St. Paulus hier deutlich, tobt der Kampf in uns getauften Christen besonders heftig:

- bei der Hingabe unseres Lebens
- bei der Ausrichtung unseres Lebens
- bei der Einfügung unseres Lebens

I.

Was der Apostel Paulus hier zu Beginn unserer Predigtlesung, zugleich dem Beginn seiner Ausführungen über das alltägliche Leben von uns Christen, schreibt, klingt ja beim ersten Hinhören erst mal ziemlich gruselig: Ich ermahne euch, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer. Klingt das nicht ganz schaurig nach einer Propaganda für Selbstmordattentate: Gebt eure Leiber, gebt euer Leben hin, opfert eure Leiber als Märtyrer für eine gute Sache?
Will der Apostel Paulus hier mit diesen Worten also blinden Fanatismus schüren, Kämpfer im Kampf gegen die Ungläubigen rekrutieren, bei denen auch eine letzte Hemmschwelle beseitigt ist, die nicht einmal vor dem Verlust des eigenen Lebens zurückschrecken? Doch wenn wir genauer hinschauen, stellen wir fest, dass der Apostel Paulus natürlich etwas ganz Anderes meint:
Der Gott, dem dieses Opfer, von dem Paulus hier spricht, wohlgefallen soll, hat nämlich keinerlei Freude daran, dass Menschen andere Menschen oder auch sich selber töten; dem täte man mit solch einer Art von Lebenshingabe wahrlich keinen Gefallen. Doch eines meint der Apostel Paulus in der Tat, eines ist in der Tat richtig: Der Apostel erinnert uns daran, dass wir seit unserer Taufe nicht mehr die Eigentümer unseres Lebens sind – nun ja, das waren wir vorher natürlich auch nicht, aber der uns vorher besaß, machte uns darauf nicht gerne aufmerksam. Seit unserer Taufe gehört unser Leben ganz und gar Gott, konkret ganz und gar Christus, hat er darüber die Verfügungsgewalt. Und genau das ist mit dem „Opfer“, von dem Paulus hier spricht, eben gemeint: Dass wir in unserem Alltag immer wieder anerkennen, dass unser Leben nicht uns, sondern Christus gehört.
Doch genau an diesem Punkt melden sich die Guerilla-Kommandos des alten Menschen in uns mit einer kräftigen Gegenoffensive zu Wort: Lass dir das doch nicht einreden, dass du nicht selber der Herr deines Lebens bist! Natürlich bist du das, natürlich kannst du selber entscheiden, wie viel oder wie wenig Platz du Gott in deinem Leben einräumst – eben nur so viel, wie dir es passt, nur so viel, dass Gott dir nicht deine ganzen anderen Planungen, Wünsche und Termine in deinem Leben durcheinanderbringt. Der soll doch froh sein, wenn du von Zeit zu Zeit mal an ihn denkst; der soll doch froh sein, wenn du dich wenigstens hin und wieder mal in seinem Haus blicken lässt. Mehr Platz brauchst du ihm in deinem Leben nun wirklich nicht einzuräumen. Wenn du ihm dein ganzes Leben überließest – dann würdest du dir damit doch dein ganzes Leben versauen; dann kämest du mit deinen Wünschen und Bedürfnissen doch viel zu kurz! Lass dich doch nicht zum Opfer machen!
Ja, diese Argumentation unserer inneren Guerilla-Kommandos, sie klingt so einleuchtend, so naheliegend, dass wir ihr nur allzu gerne folgen, nicht allein in unserem Denken, sondern auch in den ganz praktischen Entscheidungen unseres Lebens. Doch das ändert nichts daran, dass seit unserer Taufe in uns tatsächlich andere Herrschaftsverhältnisse bestehen: Unser Leben mit Leib und Seele gehört ganz Christus. Nein, es geht nicht darum, ob wir so nett sind, einen kleineren oder größeren Teil unserer Zeit an Christus abzugeben; es geht tagtäglich in unserem Leben darum, ob wir Christus streitig machen und rauben, was ihm ganz selbstverständlich zusteht. Es geht nicht darum, ob ich dem Herrn Christus einen Gefallen tue, wenn ich mich sonntags morgens rechtzeitig aus dem Bett begebe und mich auf den Weg zur Kirche mache. Sondern es geht darum, dass ich Christus vorenthalte, was ihm zusteht, wenn ich nicht komme. Ja, Christus erwartet von uns, dass wir unsere Leiber ihm am Sonntagmorgen zur Verfügung stellen – nicht, weil er uns quälen will, sondern um wieder neu seine liebevolle Herrschaft über unser Leben zu festigen. Aber Christus erwartet nun nicht von uns, dass wir die ganze Zeit nur hier in der Kirche herumsitzen. Zur Verfügung stellen sollen wir ihm unsere Leiber auch im Alltag immer wieder. Er ist der Eigentümer unseres Mundes; also möchte er, dass wir unseren Mund im Umgang mit anderen Menschen so benutzen, wie dies seinem Willen entspricht, wie dies dem Wohl der Menschen in unserer Umgebung dient. Er ist der Eigentümer unserer Hände; also möchte er, dass wir mit unseren Händen tun, was seinem Willen entspricht – ob es nun darum geht, was wir am Computer mit unseren Händen eintippen, oder ob es darum geht, wie wir mit Menschen verfahren, die ganz konkret unsere helfende Hand, unsere Zuwendung benötigen. Ja, wenn du einem anderen Menschen ein ermutigendes, liebevolles Wort sagst, dann betreibst du damit einen vernünftigen Gottesdienst. Wenn du für einen anderen Menschen ein offenes Ohr hast, dann feierst du damit einen vernünftigen Gottesdienst. Wenn du dir Zeit nimmst, um einem anderen Menschen zu helfen, der deine Zuwendung braucht, dann feierst du damit ebenfalls einen vernünftigen Gottesdienst, dann stellst du mit all dem deinen Leib Gott als Opfer zur Verfügung.
Nein, du brauchst keine Angst zu haben, dass du dir damit dein Leben versaust. Im Gegenteil: Christus hat doch nicht die Herrschaft über dein Leben angetreten, um dir dein Leben zu zerstören. Im Gegenteil: Durch seine Herrschaft in dir bekommt dein Leben erst seinen tiefsten Sinn, seine tiefste Erfüllung. Auch wenn sich das Guerilla-Kommando in dir immer wieder dagegen zur Wehr setzt: Wenn du ihm, Christus, immer wieder neu die Kontrolle über dein Leben überlässt, wenn du ihm nicht streitig machst, was ihm doch schon längst gehört, dann wirst du eben darin das Glück deines Lebens finden. Erinnere dich darum täglich an deine Taufe, übergib dich ihm, dem dreieinigen Gott, täglich neu mit dem Gebet deines Taufgelübdes, frage Christus, deinen Herrn täglich neu, wo und wie er dich gebrauchen kann in deinem Alltag, und übe es hier im Gottesdienst immer wieder neu ein, dich ganz der liebenden Herrschaft deines Herrn zu überlassen, wenn er immer wieder in dir Wohnung nimmt mit seinem Leib und Blut! Vertraue dem Wort Gottes: Es kann dir nichts Besseres in deinem Leben geschehen!

II.

Und dann fährt der Apostel Paulus hier fort mit einer Anweisung, die bei den Guerilla-Kommandos des alten Menschen in uns auf besonders erbitterte Gegenwehr stößt: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich!“ Lasst nicht das den Maßstab eures Denkens und Handelns sein, was die anderen alle denken und tun, lasst euch in der Ausrichtung eures Lebens doch nicht von Mehrheitsmeinungen, von Trends und Moden bestimmen!
O nein, das hört der alte Mensch in uns, der in der Taufe die Kontrolle über unser Leben verloren hat, überhaupt nicht gern: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich!“ – Das kann man doch nun wirklich nicht von uns verlangen: Wenn die anderen das alle auch machen, dann muss ich doch auch mitmachen, sonst stehe ich doch völlig als Außenseiter da, dann lachen mich die anderen womöglich aus! Wenn die Kirche sich nicht dem Zeitgeist anpasst, dann laufen ihr doch die Leute weg, dann erscheint sie doch fürchterlich altmodisch! Wenn die Leute bestimmte Themen nicht mehr hören wollen, dann muss man die eben aus dem kirchlichen Programm nehmen; wenn den Leute heute nicht mehr einleuchtet, was die Kirche verkündigt und tut, dann muss man sich eben etwas stärker an Jürgen Fliege als an der Heiligen Schrift orientieren. Dann kommt man auch in der Presse wieder besser weg. Es kann doch nicht sein, dass Christen schon 100 Meter gegen den Wind an ihrer altmodischen Kleidung, an ihrer altmodischen Frisur und an einer Leichenbittermiene zu erkennen sind!
Schwestern und Brüder, dass wir uns als Christen nicht dieser Welt gleichstellen sollen, heißt nicht, dass unsere Kleidung oder das Layout unserer kirchlichen Veröffentlichungen den Charme der 50er Jahre widerspiegeln müssten oder gar dass wir als fleischgewordene Spaßbremsen durch die Gegend laufen. Dann hätten wir selber etwas in unserem Glauben gründlich missverstanden. Aber es heißt sehr wohl, dass wir uns umgekehrt auch nicht zu schämen brauchen, wenn wir als Christen auch im Alltag auffallen. Ich ziehe mir nicht extra mein Kollarhemd aus, wenn ich in den Supermarkt zum Einkaufen gehe, und ich würde es nicht als Kompliment auffassen, wenn jemand mir sagen würde, er hätte nicht gedacht, dass ich Pastor von Beruf bin. Und so geht es euch hoffentlich in eurem Alltag auch, dass ihr es nicht als Kompliment verstehen würdet, wenn keiner in eurer Umgebung auf die Idee käme, dass ihr Christen seid, so wie ihr euch verhaltet, so wie ihr bei Dingen mitmacht, die ein Christ von seinem Glauben her doch eigentlich gar nicht verantworten könnte.
Nein, der Maßstab, an dem wir unser Leben ausrichten, ist eben nicht, ob die anderen in unserer Umgebung das gut finden, was wir tun oder nicht tun. Der Maßstab, an dem wir als Christen unser Leben ausrichten, sind nicht Meinungsumfragen, auch nicht die Meinungen unserer Freunde und Bekannten. Sondern der Maßstab für unser Leben als Christen ist einzig und allein, so betont es der Apostel, ob das, was wir sagen und tun, Gottes Willen entspricht, Gottes Willen, den wir ganz konkret finden und erkennen können im Wort der Heiligen Schrift.
Ja, das klingt jetzt so fromm und so selbstverständlich; doch wir wissen alle miteinander, wie sehr gerade an diesem Punkt in unserem eigenen Leben immer wieder Afghanistan herrscht, wie wir da unter Beschuss geraten von innen und von außen, wenn wir uns an diesen Maßstab halten. Ja, der Apostel Paulus selber ist hier ganz nüchtern, der weiß, wie oft wir in diesen Kämpfen verlieren. Und darum schreibt er hier den Christen in Rom, schreibt er auch uns: Ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes! Ja, Paulus sieht es geradezu als Normalfall an, dass wir auf die Feindpropaganda des alten Menschen in uns hereinfallen. Aber damit sollen und dürfen wir uns dennoch nicht abfinden: Gut tun wir daran, täglich neu die Ausrichtung unseres Lebens zu überprüfen, uns zu fragen, von wem wir uns in unseren Entscheidungen eigentlich beeindrucken lassen, und dann gegebenenfalls auch unser Denken und unsere Lebensausrichtung zu ändern. Gut tun wir daran, den Willen Gottes in der Heiligen Schrift immer besser kennenzulernen, damit wir auch wissen, was wir dem, was doch angeblich alle denken und tun, entgegenzusetzen haben. Ja, Christus gibt uns die Waffen in die Hand, um in diesem Kampf tatsächlich bestehen zu können.

III.

Und dann spricht der Apostel hier schließlich noch einen dritten Bereich an, in dem wir immer wieder mit Guerilla-Angriffen in unserem Leben rechnen müssen, wenn wir uns an dem ausrichten, was uns der Apostel Paulus hier schreibt: Es geht um die Einfügung unseres Lebens in die Gemeinschaft des Leibes Christi.
Nein, wir müssen uns ja nicht erst noch in den Leib Christi einfügen lassen; das ist ja schon längst geschehen in der Heiligen Taufe. Doch auch damit will sich der alte Mensch in uns nicht abfinden: Sieh die Kirche doch einfach als einen netten Selbstbedienungsladen an, aus dem du dir holen kannst, was du brauchst! Geh rein, bediene dich, und dann hau rechtzeitig ab, bevor du da irgendwo näher eingebunden bist, bevor die anderen dir noch weismachen, du würdest da gebraucht!
Doch auch wenn dir dies der alte Mensch immer wieder einreden will: Es stimmt einfach nicht! Du stehst nicht außerhalb der Kirche und gehst von Zeit zu Zeit mal in sie rein, wenn du was haben möchtest. Sondern du bist Glied am Leib Christi, und das heißt: Christus hat dir ganz bestimmte Gaben gegeben, mit denen du für die anderen Brüder und Schwestern in der Gemeinde da sein kannst und sollst. Nein, du bist nicht der Blinddarm am Leib Christi, den man ohne Probleme herausoperieren kann. Auf die Gaben, die Christus dir gegeben hat, kann und will sein Leib, die Kirche, nicht verzichten. Denn ihr habt alle miteinander ganz unterschiedliche Gaben und Gabenkombinationen von Christus erhalten; keiner von euch ist einfach ersetzbar; jeder hat von Christus schon seinen ganz besonderen Platz zugewiesen bekommen.
Ja, hier in der Gemeinschaft der christlichen Gemeinde wird ganz konkret, wie das mit der Hingabe unserer Leiber und mit der Erneuerung unseres Denkens ganz praktisch aussieht. Da erlebe ich es beispielsweise in der Jugendarbeit immer wieder, dass so mancher Jugendliche mit der Frage an die Gemeinde herantritt: Was wird mir da geboten? Und sind meine Freunde auch da? Wenn das Programm stimmt und meine Freunde da sind, nun ja, dann komme ich vielleicht auch. Aber ansonsten kann mein Platz in der Gemeinde ruhig leer bleiben! Nein, es geht eben nicht darum, was uns geboten wird; es geht darum, dass ein jeder, der hierher kommt, der mithilft und anpackt, es den anderen leichter macht, auch zu kommen, auch mit dabei zu sein. Ja, du kannst anderen eine Ermutigung zum Glauben sein; darum lass die anderen nicht hängen, darum lass dich durch kein Störfeuer des alten Menschen in dir irritieren: Du bist und bleibst ein unverzichtbares Glied am Leib Christi!
Ja, im Kampf stehen wir als Christen immer wieder, wenn wir ernst nehmen, was Paulus uns hier in unserer Epistel schreibt. Und für diesen Kampf habe ich abschließend eine schlechte und eine gute Nachricht: Die schlechte Nachricht lautet: Du wirst als Christ aus diesem Kampf nicht aussteigen können, solange du lebst. Du wirst in deinem Leben hier auf Erden niemals so weit kommen, dass die Guerilla-Angriffe des alten Menschen in dir aufhören. Immer und immer wieder wirst du es nötig haben, zur Hingabe deines Lebens, zur Erneuerung deines Lebens, zur Einfügung deines Lebens in die Gemeinschaft des Leibes Christi aufgerufen zu werden.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht, und die lautet: Es ist nicht mehr unklar, wer in diesem Kampf am Ende gewinnt. Wie die Geschichte in Afghanistan am Ende ausgehen wird, können wir jetzt noch nicht absehen. Doch in dem Kampf, in den wir als Christen gestellt sind, steht der Sieger schon fest: Es ist Christus, der schon jetzt diesen Kampf in uns führt, der uns in diesem Kampf nicht allein lässt und der selber dafür sorgen wird, dass die Mächte, die in unserer Taufe entmachtet wurden, am Ende nicht doch wieder die Herrschaft über uns erringen werden. Nein, wir stehen in unserem Kampf nicht auf verlorenem Posten, im Gegenteil: Wir stehen auf der Seite des Siegers. So lässt es sich dann auch gut weiterkämpfen. Amen.