07.08.2011 | Richter 6-7 | 7. Sonntag nach Trinitatis

„Die Kirchen schrumpfen immer schneller“ – Diese Meldung ging gerade in den vergangenen Wochen durch die Presse. Immer mehr Leute treten aus der Kirche aus, immer deutlicher spiegelt sich auch der demographische Wandel in den Zahlen der Kirchglieder wieder. „Die Kirchen schrumpfen“ – automatisch wird bei solchen Meldungen vorausgesetzt, dass Schrumpfen etwas Schlechtes ist, das eigentlich verhindert werden müsste. Nun gibt es für das Schrumpfen der Großkirchen in letzter Zeit tatsächlich auch ganz konkrete Gründe, Verfehlungen, die auf jeden Fall auch schlecht waren und die man keinesfalls schönreden sollte. Aber dass grundsätzlich Schrumpfen auch etwas Gutes sein kann, das haben uns die Kinder eben mit der Geschichte von Gideon vorgeführt: Da war der Gideon so froh darüber, dass er mit seiner Werbeaktion für den Kampf gegen die Midianiter solch einen Erfolg gehabt hatte – doch dann lässt Gott die große Zahl der Mitstreiter immer weiter schrumpfen, bis nur noch einige wenige Leute übrigbleiben. Und mit diesen wenigen, nicht mit der großen Masse, jagt er schließlich die Midianiter aus dem Lande – und zwar gerade nicht mit Schwertern und Bomben, sondern mit einem Posaunenchor und einigen Haushaltsgegenständen. Bei Gott zählt nicht die große Zahl, zählt nicht die eigene Kraft und Stärke.

Wir haben in unserer Gemeinde nun nicht gerade das Problem, dass uns die Leute weglaufen, dass wir immer weiter schrumpfen würden – im Gegenteil: Bei der Kinderbibelwoche haben wir es gemerkt, und heute im Gottesdienst merken wir es nun auch wieder, dass wir mitunter schon an die Grenzen unserer Kapazitäten stoßen. Groß geworden sind wir, gewiss. Und doch sollen wir uns darauf nichts einbilden, sollen nicht denken, wir hätten es nun geschafft, solch eine tolle, große Gemeinde zu werden. Wir selber haben gar nichts geschafft, selbst wenn es so aussieht, dass wir doch dieses oder jenes unternommen haben, auch wenn jetzt nach der Kinderbibelwoche die Mitarbeitenden sehr wohl sehr deutlich spüren, dass sie gearbeitet haben bis an die Grenzen ihrer Kräfte.

Doch die Stärke unserer Gemeinde besteht nicht darin, dass wir so viele sind, dass wir in unserer Gemeinde so viele Kinder haben oder dass wir eben auch so viele wunderbare Mitarbeiter haben – ja, die haben wir, gar keine Frage. Doch was wirklich zählt, ist einzig und allein, dass wir uns ganz und gar an Gott und seinem Wort orientieren, nicht an Meinungsumfragen, nicht an Mehrheitsmeinungen, sondern allein an dem, was Gott selber uns in der Heiligen Schrift erkennen lässt. Das macht uns stark, ganz gleich, ob wir dabei nun zahlenmäßig größer werden oder schrumpfen. Ja, hier in der Gemeinde, hier im Gottesdienst, da merken wir, dass wir viele sind, dass wir als Christen nicht allein dastehen. Aber wenn ihr dann wieder in die Schule, an den Arbeitsplatz, vielleicht auch in eure Familie zurückkehrt, dann werden viele von euch die Erfahrung machen, dass man da als Christ schnell ganz schön einsam und allein dastehen kann. Es muss ja nicht der Baal sein, es können auch andere Fruchtbarkeitsgötter, andere Erfolgs- und Wachstumskurven sein, die das Leben so vieler Menschen auch in unserem Land bestimmen: Erfolg, Karriere, Geld, das eine oder andere Statussymbol – daran hängt bei so vielen das Herz. Und wer dagegen feststellt, dass für ihn Christus die Nummer eins im Leben ist, der scheint doch total von vorgestern zu sein.

Doch Gott macht uns Mut: Eine Sache, eine Haltung wird nicht dadurch richtig, dass sie fast alle gut finden. Sondern wichtig ist und bleibt allein, was Gott darüber denkt, welche Bedeutung er für uns und unser Leben hat. Wer sich zu Gott hält, wer auf seiner Seite steht, der steht immer auf der Seite des Stärkeren, auch wenn das im Augenblick in unserer Umgebung viele noch gar nicht mitbekommen haben. Lassen wir uns also von Gideon dazu ermutigen, nicht auf Zahlen und Mehrheiten zu schielen, sondern allein auf Gott zu hören. Und wenn sich dann gemeinsam mit uns noch viele andere dazu ermutigen lassen, auch durch solch eine Kinderbibelwoche, Gott zu vertrauen, auf ihn ihr Leben auszurichten, sich taufen und konfirmieren zu lassen, dann ist das natürlich wunderbar. Gott freut sich nicht an Massen, aber er freut sich über einen jeden Einzelnen, der erkennt, was im Leben wirklich wichtig ist: Gott und sein Wort. Ja, wer das erkannt hat, dem braucht auch vor der Zukunft, auch vor einem Börsencrash nicht bange zu sein. Amen.