21.04.2014 | Apostelgeschichte 10,34a.36-43 | Ostermontag
Pfr. Dr. Gottfried Martens

„Du glaubst doch nicht allen Ernstes an die Auferstehung von Jesus! Oder glaubst du etwa auch an den Osterhasen?“
Ich glaube nicht an die Auferstehung, sondern ich glaube an Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist!

„Nun hör auf mit diesen Spitzfindigkeiten! Ist doch egal, wie man das formuliert. Du glaubst jedenfalls an etwas, an das heutzutage kein vernünftiger Mensch mehr glaubt!“
Nein, das ist keine Spitzfindigkeit. Ich glaube nicht an „etwas“, sondern ich glaube an eine Person. Aber an die kann und will ich nur deshalb glauben, weil die nicht tot ist, sondern lebt.

„Aber das ist doch Unsinn! Hast du denn schon einmal miterlebt, dass ein Toter wieder auferstanden ist?“
Nein, selber miterlebt habe ich das noch nicht. Aber wieso sollte meine begrenzte Erfahrung ein Maßstab dafür sein, was geschehen kann und was nicht?

„Du glaubst also allen Ernstes, dass eine Leiche nach drei Tagen noch mal wiederbelebt worden ist? Glaubst du etwa auch an Zombies?“
Nein, ich glaube nicht, dass Jesus ein Zombie war. Und ich glaube auch nicht, dass Jesus eine reanimierte Leiche ist. Reanimierte Leichen müssen nämlich früher oder später doch noch sterben; sie haben höchstens ein paar zusätzliche Lebensjahre gewonnen. Doch Jesus ist nicht wieder zurück ins Leben geholt worden; er ist gleichsam nach vorne hin auferstanden, in Gottes neue Dimension, in der es endgültig keinen Tod mehr gibt. Jesus hat den Tod mit seiner Auferstehung endgültig hinter sich gelassen!

„Aber das kann man doch alles überhaupt nicht wissenschaftlich beweisen, dass Jesus auferstanden ist.“
Es kommt darauf an, was du unter „Beweis“ verstehst. Wenn du unter „Beweis“ verstehst, dass man ein Geschehen unter den immer gleichen Bedingungen beliebig oft mit demselben Ergebnis wiederholen kann, dann kann man die Auferstehung Jesu natürlich nicht beweisen. Dann kann man aber überhaupt kein historisches Ereignis beweisen. Beweise mir zum Beispiel mal, dass es den Schah von Persien tatsächlich gegeben hat. Vielleicht ist das ja auch eine Einbildung, dass der mal gelebt hat!

„Aber von dem gibt es doch genügend Fotos oder Filme, die beweisen doch alle, dass es ihn tatsächlich gegeben hat.“
Bist du aber naiv: Was willst du denn mit Fotos oder Filmen allen Ernstes beweisen? Wie sehr man die Öffentlichkeit mit Fotos und Filmen manipulieren kann, das zeigt doch in diesen Wochen und Monaten gerade die Berichterstattung aus der Ukraine oder aus Syrien.

„Aber es gibt doch Menschen, die den Schah von Persien noch persönlich gekannt haben! Die könnte man doch fragen.“
Damit kommen wir der Sache schon näher. Alle Aussagen über historische Ereignisse beruhen auf Zeugenaussagen, auf Dokumenten, die aus der Zeit stammen, als diese Ereignisse geschahen, und auf Aussagen von Menschen, die diese Ereignisse miterlebt haben. Dabei muss man sich natürlich fragen, ob diese Zeugenaussagen glaubwürdig sind oder nicht.

„Du meinst, es besteht also gar kein so großer Unterschied zwischen der Frage, ob der Schah von Persien gelebt hat, und der Frage, ob Jesus wirklich auferstanden ist?“
Ja, im Grundsatz geht es beide Male um dasselbe: Zeugen treten für die Wahrheit dessen ein, was sie selber gesehen und erlebt haben. Und solche Zeugenaussagen haben wir eben auch in Bezug auf die Auferstehung von Jesus. Eben in der Epistel dieses Sonntags haben wir solch eine Zeugenaussage von jemandem gehört, der selber den auferstandenen Jesus gesehen hat, und hier in unserer Predigtlesung betont der Petrus, dass er und die anderen Apostel auch Zeugen seien, die mit ihrer Person bezeugen können, dass der auferstandene Jesus ihnen erschienen ist, dass er nicht bloß eine Fata Morgana gewesen ist, sondern dass sie mit ihm zusammen gegessen und getrunken haben nach seiner Auferstehung.

„Woher wussten die denn, dass sie da wirklich denselben Jesus vor sich hatten, der kurz zuvor gekreuzigt worden war?“
Ganz einfach: Die Jünger von Jesus hatten Jesus ja nicht erst bloß ein paar Tage vorher kennengelernt. Sie waren mit ihm durch Israel gezogen, hatten miterlebt, wie er gepredigt hatte, wie er Kranke geheilt hatte, hatten schließlich auch miterlebt, wie er gekreuzigt worden war. Sie kannten ihren Herrn genau und konnten daher bezeugen: Er ist es wirklich und kein anderer.

„Ach, was bedeutet das denn schon, wenn jemand sagt: Ich bin ein Zeuge.“
Das bedeutet eine ganze Menge. Ich muss in letzter Zeit öfter bei Gericht als Zeuge aussagen. Und da werde ich vom Richter immer wieder darauf hingewiesen, was für ein Gewicht eine Zeugenaussage hat, dass ich wirklich nur das erzählen darf, was ich selber gesehen und erlebt habe, dass ich da nichts hinzufügen darf. Und wenn ich dann in meiner Aussage doch mal sage: „Ich denke, ich vermute“, dann sagt der Richter: Was Sie denken oder vermuten, interessiert mich nicht; ich will wissen, was Sie selber erlebt haben und schildern können. Und genau so ist das auch bei den Jüngern von Jesus. Die haben nicht weitererzählt, was sie sich so gedacht haben oder was sie sich vielleicht gewünscht hätten, sondern die haben nur erzählt, was sie selber erlebt haben.

„Wie kommst du denn darauf, dass die Zeugenaussagen der Jünger wirklich glaubwürdig sind?“
Mich überzeugt es, dass die Jünger alle miteinander völlig verändert waren, als sie dem auferstandenen Jesus begegnet waren. Sie hatten keine Angst mehr, und sie konnten es nicht für sich behalten, mussten es alle bezeugen, was sie erlebt hatten. Und für die Wahrheit dieser Aussage haben sie sich schließlich sogar töten lassen. Wenn ich wüsste, dass ich nur einen blöden Bluff veranstalte, würde ich mich dafür wohl kaum einen Kopf kürzer machen lassen!

„Aber selbst wenn das die Wahrheit sein sollte, dass Jesus damals auferstanden ist – dann hat Jesus eben Glück gehabt. Aber das hat deshalb doch noch nichts mit mir und mit meinem Leben zu tun!“
Das hat eine Menge mit deinem Leben zu tun. Denn das kannst du mir nicht weismachen, dass dein Tod für dich gleichgültig ist. Du kennst sie auch, diese Angst, etwas im Leben zu verpassen, die Angst davor, dass alles in deinem Leben endgültig aus sein könnte. Doch wenn das wirklich stimmt, dass es einen gibt, der stärker ist als der Tod, der den Tod besiegt hat, dann ist es nur vernünftig, sich mit dem in Verbindung zu setzen, sich an den zu halten. Und genau das tun wir als Christen. Ja, die Jünger Jesu damals, denen ist noch mehr klar geworden, als sie damals den auferstandenen Jesus gesehen haben. Sie haben sofort gemerkt: Der ist der Herr der ganzen Welt, ja, der wird auch einmal alle Menschen nach ihrem Leben fragen, wird einmal der Richter über alle Menschen sein, ob ihnen das passt oder nicht. Ob du es glaubst oder nicht: Dass Jesus auferstanden ist, ist auch für dich das wichtigste Ereignis deines Lebens.

„Ich bin doch ein ganz anständiger Mensch; ich brauche vor solch einer Befragung keine Angst zu haben.“
Dann machst du dir eine Menge vor. Gott erwartet von uns mehr, als dass wir einigermaßen anständig sind und noch nie Ärger mit der Polizei hatten. Was Gott von uns erwartet, dem kann kein Mensch gerecht werden. Da hilft nur eins: Dass uns unsere Schuld, unser Versagen vergeben wird. Und der Petrus sagt: Wer an diesen auferstandenen Jesus glaubt, dem wird die Vergebung der Sünden geschenkt.

„Aber ich kann nicht glauben.“
Ich kann auch nicht glauben. Der Glaube ist und bleibt ein Geschenk des Heiligen Geistes. Aber am Schluss der Predigt des Petrus wird berichtet, wie der Heilige Geist denen geschenkt wurde, die auf seine Worte hörten. Der Heilige Geist hat auch jetzt wieder gewirkt, auch hier und heute in dieser Predigt. Und der kann den Glauben selbst bei Menschen wirken, die selber nie damit gerechnet hätten. Hier in der Kirche sitzen jede Menge Beispiele dafür. Ich wünsche dir, dass du auch mit dazugehörst! Amen.