20.07.2014 | Psalm 63,8+9 | Heilige Taufe von Elisabeth H.
Pfr. Dr. Gottfried Martens

Da flüchtet ein Mensch ins Asyl ins Haus Gottes. Diejenigen, die ihn verfolgen, die ihm nach dem Leben trachten, bleiben draußen vor, wagen es nicht, ihm im Hause Gottes etwas anzutun oder ihn aus dem Hause Gottes nach draußen zu zerren. Und der, der drinnen im Haus Gottes ist, der atmet auf, ja der jubelt: „Du, GOTT, bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Meine Seele hängt an dir, deine rechte Hand hält mich.“

Dass Menschen ins Haus Gottes flüchten, weil sie um ihre Gesundheit, um ihr Leben bangen, das ist uns in unserer Gemeinde wohlbekannt. Und wir sind dankbar dafür, dass man auch heute hier in Deutschland, wie einst in Israel, noch ein Gespür dafür hat, dass man in das Haus Gottes nicht einfach eindringen und Menschen von dort nach draußen zerren kann.

Einzelfälle sind das bei uns immer wieder. Doch wenn wir uns den Taufspruch der kleinen Elisabeth genauer anschauen, dann stellen wir fest: Wir sind eigentlich alle miteinander solche Kirchenasylanten, Menschen, die dadurch Rettung und Verschonung erfahren, dass sie in Gottes Gegenwart aufgenommen werden. Und dabei sind die Verfolger, vor denen wir gerettet werden, noch erheblich gefährlicher als das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Keine geringeren Feinde als der Tod und der Teufel sind hinter uns her, wollen uns in ihre Gewalt bringen. Und das gilt auch für die kleine Elisabeth, die heute Morgen nun hier getauft werden soll. Ach, in Wirklichkeit ist die ganze Geschichte sogar noch dramatischer: Elisabeth befindet sich, wie alle Menschen, die geboren werden, schon in der Hand dieser fiesen Geiselnehmer, in der Hand des Teufels, der nicht lieber will, als Elisabeths Leben im ewigen Tod enden zu lassen. Aber nun greift Christus gleich im Wasser der Taufe ein, entreißt Elisabeth ihren Geiselnehmern und nimmt sie in sein Kirchenasyl auf, in den schützenden Raum seiner Gegenwart, zu dem der Teufel keinen Zutritt hat, in dem der Tod draußen vor bleiben muss. Ewiges, unvergängliches Leben schenkt Christus der kleinen Elisabeth nun gleich, verspricht ihr, dass sie für immer fröhlich in seiner Gegenwart wird leben dürfen.

Was für ein Grund zur Freude, was für ein Grund zum Feiern heute Morgen! Fröhlich darf Elisabeth ab heute bekennen: „Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.“ Aber wichtig ist es natürlich, dass Elisabeth in ihrem weiteren Leben auch bei Christus bleibt, dass sie nicht selber wieder den schützenden Raum verlässt, in den hinein Christus sie gerettet hat. Entscheidend wichtig ist es, dass sie ihr ganzes Leben lang auch weiter sprechen kann: „Meine Seele hängt an dir.“ Niemals will ich von dir, Christus, wieder getrennt sein! Und genau das ist eure Aufgabe als Eltern und Paten, Elisabeth dabei zu helfen, bei Christus zu Hause zu bleiben. Lasst es sie immer wieder erfahren, wie gut sie es bei Christus hat, helft ihr, dass dieses Haus ihr Zuhause wird und bleibt, ihr Zuhause, in dem sie immer wieder erfährt, wie schön es ist, von Christus, von seiner rechten Hand gehalten zu sein! Ja, Gott geb’s, dass Elisabeth ihr ganzes Leben lang gerne bei Christus geborgen in seinem Kirchenasyl bleibt! Amen.