16.03.2008 | Hebräer 12, 1-3 (Palmarum)

PALMARUM – 16. MÄRZ 2008 – PREDIGT ÜBER HEBRÄER 12,1-3

Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, laßt uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und laßt uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande geringachtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Gedenkt an den, der soviel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken laßt.

Vor genau einhundert Jahren ging ein Foto des italienischen Marathonläufers Dorando Pietri um die Welt. Dorando Pietri hatte am Marathonlauf der Olympischen Spiele 1908 in London teilgenommen. Zwei Jahre zuvor, bei den Olympischen Zwischenspielen in Athen, hatte er sich schon einmal an einem Marathonlauf versucht, hatte aber das Ziel nicht erreicht. Doch diesmal lag er wenige Kilometer vor dem Ziel immer noch auf Platz zwei. Und dann machte auch noch der führende Läufer mit einem Mal schlapp; Dorando Pietri lief als erster ins Stadion ein. Nur noch dreihundertfünfzig Meter hat er nun noch zu laufen; doch er ist mit seinen Kräften völlig am Ende. Vor dem Rennen hatte ihm sein Betreuer noch einen Cocktail aus Strychnin, vermischt mit Brandy, verabreicht, doch während des Laufes selber hatte er die ganze Zeit nichts mehr getrunken. Zehn Minuten Vorsprung hat er auf den Zweitplatzierten, doch noch sind es dreihundertfünfzig Meter bis zum Ziel. Ein Aufschrei geht durch die Menge: Dorando Pietri ist so erschöpft, dass er aus Versehen in die falsche Richtung im Stadion läuft; mit Mühe kann man ihm klarmachen, dass er in die andere Richtung zu laufen habe. Dorando Pietri wankt Richtung Ziel; dann bricht er zusammen. Mühsam rappelt er sich auf, läuft wieder ein paar Meter, bricht wieder zusammen. Die Zeit verrinnt, Meter für Meter taumelt er dem Ziel entgegen. Über neun Minuten hat er nun schon für diese letzten Meter gebraucht; nur noch wenige Meter trennen ihn von der Ziellinie, als der amerikanische Läufer John Hayes ins Stadion einläuft. Wieder schreien die 70.000 Zuschauer im Stadion auf und feuern Dorando Pietri an. Der richtet sich noch einmal auf, wankt dem Ziel entgegen und bricht kurz vor der Ziellinie noch einmal zusammen. Da halten es der Organisator des Rennens und ein Arzt nicht mehr aus: Sie laufen zu Dorando Pietri auf die Bahn, helfen ihm auf und führen ihn über die Ziellinie, kurz bevor John Hayes das Ziel durchquert. Einige Stunden später wird Dorando Pietri wegen unerlaubter Hilfestellung disqualifiziert; doch die italienische Königin Alexandra stiftet einen besonderen Goldpokal für den tragischen Helden von London.
Solch eine ähnliche Geschichte, Schwestern und Brüder, wird uns auch in der Predigtlesung des heutigen Sonntags erzählt. Da blickt der Verfasser des Hebräerbriefs auf die Christen in Rom, sieht, dass sie schon einen langen Weg hinter sich haben, einen Weg, der ihnen manches abverlangt hatte. Und nun befinden sie sich schon kurz vor dem Ziel – doch wie Dorando Pietri geraten sie gleichsam auf der Zielgerade ins Straucheln, bekommen weiche Knie, stehen in der Gefahr, dass sie gleichsam im letzten Augenblick doch noch auf der Strecke bleiben. Ach, sie müssten doch einfach nur weiterlaufen, dann wäre ihnen die Siegesfeier nicht mehr zu nehmen. Doch stattdessen steigen einige kurz vor dem Ziel noch aus dem Rennen aus, andere treten in einen Sitzstreik, und wieder bei anderen stellt der Verfasser des Hebräerbriefs fest, dass sie nicht mehr vorankommen, weil sie versuchen, mit schweren Rucksäcken zum Ziel zu laufen, oder weil sie sich in ihrer wenig sportgerechten Kleidung verheddern. Und so feuert der Verfasser des Hebräerbriefs die Christen an, macht ihnen Mut, bis zum Ziel durchzuhalten, setzt hier seine ganzen Motivationskünste ein.
Schwestern und Brüder, es mag wohl sein, dass wir unseren bisherigen Glaubensweg nicht unbedingt als Marathon empfinden. Manche von uns laufen ja noch gar nicht so lange mit, und auch viele derjenigen, die schon länger im Glauben unterwegs sind, mögen ihren bisherigen Weg als Christen nicht unbedingt als kräfteraubenden Kampf ansehen, sondern rückblickend feststellen, dass die Wegstrecke, die sie zurückgelegt haben, sie durchaus nicht an den Rand der Erschöpfung gebracht hat. Doch ganz unbekannt ist uns die Gefahr vielleicht doch nicht, die der Verfasser des Hebräerbriefs damals bei seinen Adressaten erkannte: die Gefahr, dass wir im Glauben allmählich müde und matt werden, dass wir vielleicht gar unmerklich den Anschluss verlieren, vor dem Ziel doch noch auf der Strecke bleiben.
Wie oft habe ich es schon in unserer Gemeinde erlebt, dass Gemeindeglieder neu zu unserer Gemeinde dazukommen, ganz begeistert sind, nein, nicht bloß mitlaufen, sondern sich ganz engagiert als Tempomacher betätigen. Aber dann nach einer Weile lässt der erste Schwung nach, man fällt ins Mittelfeld oder gar an den Schluss des Läuferfeldes zurück und verschwindet schließlich wieder ganz von der Bildfläche. Wie oft habe ich es schon erlebt, dass Gemeindeglieder über viele Jahre treu mit dabei sind; doch dann werden sie von persönlichen Problemen ereilt, die sie gleichsam lähmen, ja, auch in ihrem Glaubenseifer, sie mitunter dann sogar den Kontakt zur Gemeinde verlieren lassen. Nein, Schwestern und Brüder, es sage keiner, ihm oder ihr könne das nicht passieren. Nein, auch wir brauchen sie dringend, die ermutigenden Zurufe aus dem Hebräerbrief, die wir eben gehört haben. Dreierlei ruft uns der Hebräerbrief hier in unserer Predigtlesung zu:

- Lass dich anfeuern!
- Wirf den Ballast ab!
- Schau auf den Ersten!

I.

Brüder und Schwestern, Sportler kennen diese Erfahrung ganz genau: Es ist ein Riesenunterschied, ob sie einen Wettkampf ganz allein für sich bestreiten müssen oder ob sie dabei von Zuschauern angefeuert und unterstützt werden. Mit solch einer Anfeuerung kommen sie viel weiter, vermögen dadurch Leistungen zu erzielen, zu denen sie ohne diese Unterstützung gar nicht in der Lage gewesen wären. Wenn einem 70.000 Menschen im Stadion zujubeln, dann läuft man eben doch ganz anders, als wenn man es nur ganz allein schaffen müsste, den inneren Schweinehund zu überwinden.
Und so ähnlich ist das auch mit der Kirche und dem Glauben, so stellt es der Hebräerbrief hier dar: Allein Christ zu sein, allein sein Christsein durchzuhalten, wenn die Menschen in der Umgebung nichts davon wissen wollen, das ist schwer. Da ist die Gefahr so groß, dass man dann doch irgendwann aufhört und aufgibt, sich dem anpasst, was alle anderen doch auch denken und machen. Doch als Christen müssen wir unseren Glaubensweg eben nicht allein gehen, so zeigt es uns der Verfasser des Hebräerbriefs, reißt uns gleichsam die Kopfhörer unseres MP-3-Players von den Ohren, damit wir sie wieder neu hören können: die Anfeuerungsrufe der Wolke der Zeugen, wie er sie hier nennt. Nein, du bist nicht der erste, der als Christ auf dem Weg zum Ziel ist. Vor dir hat es schon viele Millionen anderer gegeben, die sich auch durch so manche Schwierigkeit nicht davon haben abhalten lassen, den Weg zum Ziel weiterzulaufen, an ihrem Glauben an Christus festzuhalten. Und die, die schon vor dir gelaufen sind, die rufen es dir zu: Mach weiter, halte durch, gib nicht auf, es lohnt sich! Nein, du bist nicht die erste, die in ihrem Glauben mit Fragen, mit Zweifeln, mit Anfechtungen zu kämpfen hat. Vor dir hat es schon Millionen anderer gegeben, die diesen Kampf durchgestanden haben, die erfahren haben, wie Christus ihnen in diesen Kämpfen, in diesen Anfechtungen hindurchgeholfen hat. Mach weiter, halte durch, gib nicht auf, es lohnt sich! – So rufen es dir diese Christen zu. Nein, du bist nicht der erste, der in seiner Umgebung mit seinem Glauben auf völliges Unverständnis stößt. Vor dir haben schon Millionen anderer diese Erfahrung gemacht, haben sich nicht durch blöde Sprüche, nicht durch Schikanen, nicht durch Gefängnis, nicht durch den Tod davon abbringen lassen, bei Christus zu bleiben. Mach weiter, halte durch, gib nicht auf, es lohnt sich! – So rufen sie es auch dir zu. Ja, umgeben von einer Wolke von Zeugen sind wir auf unserem Weg zum Ziel, gerade jetzt hier im Gottesdienst. Da feiern sie alle schon mit: die Heiligen und Vollendeten, diejenigen, die für ihren Glauben an Christus ihr Leben hingegeben haben, diejenigen, die am eigenen Leibe erfahren haben, wie mühsam der Weg des Glaubens mitunter sein kann. Ja, ganz real feiern diese Glaubenszeugen in jedem Gottesdienst mit, genauso real wie die Brüder und Schwestern, von denen du auch heute Morgen wieder sichtbar umgeben bist. Ja, auch sie gehören mit zu dieser Wolke der Zeugen, ja, auch diese Menschen, mit denen du hier in der Gemeinde zusammen bist, machen dir immer wieder Mut, dabeizubleiben, auf dem Weg zum Ziel nicht stehenzubleiben. Klinke dich darum ja nicht aus der Gemeinde aus; du verlierst damit eine entscheidende Kraftquelle, um weiterzulaufen zu dem Ziel, das alle Mühen und alle Anstrengungen tausendfach aufwiegen wird!

II.

„Wirf den Ballast ab!“ – Das ist das Zweite, was uns der Verfasser des Hebräerbriefs hier zuruft.
Schwestern und Brüder, könntet ihr euch vorstellen, dass bei den Olympischen Spielen zum Marathonlauf ein Läufer mit einem schweren Rucksack antritt? Den würden wohl alle für verrückt erklären, denn mit diesem Rucksack hätte er natürlich keine Chance gegen die anderen Läufer, die nichts zu schleppen haben. Oder könntet ihr euch vorstellen, dass bei den Olympischen Spielen zum Marathonlauf eine Läuferin in einer langen schwarzen Burka antritt? Auch die hätte ja keine Chance, würde sich beim Laufen vermutlich schon nach kurzer Zeit in ihrem langen Gewand verheddern.
Doch genau so stellen wir Christen uns bei unserem Lauf zum Ziel unseres Lebens immer wieder an, so macht es uns der Hebräerbrief hier deutlich: Da will ich natürlich Christ sein, will immer weiter zum Ziel des Lebens laufen. Aber von einer bestimmten Lieblingssünde will ich einfach nicht lassen, obwohl ich eigentlich genau weiß, dass das nach Gottes Willen nicht richtig ist, was ich tue. Und dann schleppe ich diese Sünde, diese Last immer weiter mit mir herum, denke, dass mich die schon nicht hindern wird auf meinem Weg zum Ziel, und merke vielleicht kaum, wie mich dieser Ballast auf die Dauer geistlich lähmt, mich hindert, voranzukommen. Nein, natürlich werde ich diesen Ballast selber nicht los; aber wenn ich ihn mir von Christus gar nicht abnehmen lassen will, dann bleibt er eine Last, die mich womöglich am Ende auf der Strecke bleiben lässt.
Oder da will ich natürlich Christ sein, aber nur so weit, wie das mein sonstiges Leben nicht verändert und durcheinanderbringt. Wenn ich da in meinem Leben noch einen Freiraum habe, dann stelle ich ihn gerne Christus zur Verfügung, aber die Plätze, die schon besetzt sind, die werde ich doch seinetwegen nicht räumen! Man muss es mit dem Christsein ja auch nicht gleich übertreiben! Und dann wundere ich mich darüber oder merke es vielleicht sogar noch nicht einmal, wie ich in meinem Christsein allmählich immer müder und lauer werde, weil sich Christsein als Hobby eben nur eine begrenzte Zeit durchhalten lässt. Oder da will ich natürlich Christ sein; aber alles vergeben, was mir ein anderer Mensch angetan hat, das will ich dann doch nicht. Und so schleppe ich diesen Rucksack weiter mit mir herum, der mir Kräfte zum Laufen raubt und mich früher oder später eben doch schlapp machen lässt.
„Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt“, so formuliert es der Hebräerbrief hier. Ach, Brüder und Schwestern, das klingt so einfach, und doch wissen wir aus eigener Erfahrung, wie schwer dieses Ablegen ist, wie sehr wir an diesen Klamotten, wie sehr wir an diesem Gepäck hängen. Und doch ist es ein so wichtiger geistlicher Rat, den uns der Hebräerbrief hier gibt, dass wir uns immer wieder Gedanken darüber machen, was für Ballast wir in unserem Leben eigentlich mit uns herumschleppen, und uns darüber klar werden, was für uns eigentlich wichtiger ist: dieser Krempel, von dem wir nicht lassen wollen, oder das Ziel, dem wir doch entgegenlaufen wollen. Ja, gerade die Tage der Karwoche eignen sich gut zu solcher Selbstbesinnung, ja, zur Rückkehr zu unserer Taufe, wo wir ihn doch eigentlich schon längst ausgezogen haben, diesen alten Menschen, der uns auf dem Weg zum Ziel immer wieder neu zu Fall bringen will.

III.

Und dann ruft uns der Hebräerbrief noch ein Drittes, ja das Allerwichtigste überhaupt zu: Schau auf den Ersten!
Bei Dorando Pietri ging es damals in der Tat darum, dass er es schaffte, als Erster im Ziel anzukommen und so Olympiasieger zu werden. Der Kampf, den wir als Christen führen, ist ein anderer: Da geht es nicht mehr darum, Erster zu werden. Sondern es geht schlicht und einfach darum, dass wir überhaupt am Ziel ankommen. Denn jeder, der am Ziel ankommt, der nicht vorher aussteigt und auf der Strecke bleibt, bekommt am Ende die Goldmedaille, darf mitmachen bei der großen Siegesfeier, die nicht mehr aufhört. Und darum gibt uns der Hebräerbrief hier diesen entscheidend wichtigen Rat: Schau auf den Ersten, orientiere dich an ihm!
Dieser Erste ist natürlich kein Anderer als er, Jesus Christus selber. Denkt daran, so schreibt der Hebräerbrief, dass der genau denselben Kampf durchgestanden hat, den ihr jetzt durchstehen müsst. Dabei hätte er diesen Kampf nun wirklich nicht nötig gehabt. Er war doch schon am Ziel, bei Gott, in seiner Herrlichkeit, schon bevor es überhaupt Menschen gab. Doch Christus wollte eben nicht am Ziel allein bleiben, er wollte, dass auch wir dort an diesem Ziel ankommen, und darum hat er sich zu uns begeben, hat durchgemacht, was auch wir durchmachen müssen – ach, was sage ich: Er hat ganz Anderes durchmachen müssen, hat das Kreuz erduldet und die Schande gering geachtet, so formuliert es der Hebräerbrief hier. Auf ihn, Christus, sollen wir blicken, wenn wir in der Gefahr stehen, im Glauben lahm und matt zu werden, wenn uns unsere Bequemlichkeit daran hindern will, ihm, Christus, treu zu bleiben.
Ja, Schwestern und Brüder, es mag wohl sein, dass wir uns trotz jährlicher Passionszeit, trotz jährlicher Passionsgottesdienste immer noch viel zu wenig klar machen, was Christus eigentlich um unsertwillen auf sich genommen und erlitten hat. Dass Christus für uns gestorben ist, das kommt uns vielleicht so schnell und leicht über die Lippen. Aber was kommt davon eigentlich in unserem Herzen an? Wie können wir das eigentlich immer noch fertigbekommen, ihm, Christus, ihm, dem Gekreuzigten, ins Gesicht zu sagen, wir hätten in den nächsten Tagen für seine Einladung keine Zeit; wir hätten Anderes, angeblich Wichtigeres zu tun? Wie können wir das eigentlich immer noch fertigbekommen, aus bestimmten Bereichen unseres Lebens Christus lieber doch draußen zu halten, weil den das angeblich ja nichts anginge, was wir da machen – ihn, der doch alles, was er hatte, für uns hingegeben hat? Nutzen wir darum diese kommenden Tage, unser Leben noch einmal neu zu betrachten im Lichte dessen, was Christus für uns getan hat, nutzen wir diese Tage – auch und gerade auf die Gefahr hin, dass sich dann in unserem Leben tatsächlich etwas ändern könnte! Es geht doch darum, dass wir am Ziel ankommen!
Und nun mag es sein, dass du dich von den Anfeuerungsrufen der Wolke der Zeugen motivieren und anspornen lässt. Es mag sein, dass du Ballast aus deinem Leben abwirfst und wieder neu auf ihn, Christus, zu schauen lernst, auf das, was er für dich getan hat. Es mag sein, dass dies alles geschieht und dass du trotzdem merkst: Ich schaffe es nicht, meine Kräfte sind allemal zu gering und zu schwach, um weiter voranzukommen. Da gibt es so vieles, was mich dann doch wieder runterzieht, was mich daran hindert, das Ziel zu erreichen. Ja, hoffentlich kommst du dahin, dass du das merkst, dass du das Ziel nicht aus eigener Kraft erreichen kannst. Denn du sollst ja vor allem anderen aufschauen auf ihn, Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Der hat deinem Glauben einen festen Grund gegeben, ja, der hat dir deinen Glauben geschenkt, und der wird ihn auch vollenden, wird auch selber dafür sorgen, dass du am Ziel ankommen wirst. Denn Christus macht genau das, was damals der Rennorganisator und der Arzt bei dem Dorando Pietri auch gemacht haben: Der läuft zu dir auf die Strecke, legt dich auf seine Schultern und trägt dich selber ins Ziel. Und im Unterschied zu Dorando Pietri wirst du deswegen nicht disqualifiziert; im Gegenteil: Gott, der Richter deines Lebens, lässt das gelten, lässt dich dennoch, ja gerade so an seinem großen Freudenfest teilhaben. Um nichts Anderes geht es jetzt wieder hier im Heiligen Abendmahl: Da begegnest du ihm, Christus, dem Anfänger und Vollender auch deines Glaubens; da verbindet er sich mit dir, greift dir unter die Schultern und verspricht dir, dich nicht mehr fallen zu lassen, bis du schließlich am Ziel angekommen bist. Ja, das darf er und das macht er – weil er für dich am Kreuz gehangen hat. Amen.