23.08.2009 | Thema: Daniel (Familiengottesdienst zum Abschluss der Kinderbibelwoche)

11. SONNTAG NACH TRINITATIS – FAMILIENGOTTESDIENST ZUM ABSCHLUSS DER KINDERBIBELWOCHE – 23. AUGUST 2009 – ANSPRACHE ÜBER DANIEL

Den biblischen Text in Reimform finden Sie unter: Downloads > Biblische Texte in Reimform > Daniel.

Eigentlich waren der Daniel und seine Freunde scheinbar doch ganz schön blöd: Nur wegen so ein paar kleinerer Gymnastikübungen handeln die sich solch einen Ärger ein. Nun ja, wenn alle anderen da vor dem Standbild des Marduk niederfielen, warum mussten die drei Freunde des Daniel denn da unbedingt stehenbleiben? Sie hätten doch auch einfach mal kurz ein paar Kniebeugen machen können und dabei beten können: „Lieber Gott, das meinen wir jetzt gar nicht so, wenn wir da niederknien; aber da im Ofen ist es uns einfach ein bisschen warm!“ Und der Daniel, der hätte sich doch wenigstens mal für ein paar Wochen das öffentliche Beten verkneifen können. Heimlich hätte er es ja immer noch machen können; aber er brauchte doch nicht gleich so auf die Knie zu fallen und zu beten, dass andere das auch mitbekommen!
Ja, hochaktuell ist die Geschichte von Daniel, die uns in der Heiligen Schrift erzählt wurde. Hochaktuell war sie immer wieder neu in Zeiten, in denen Juden und später auch Christen unter Druck gerieten, ihren Glauben zu verleugnen oder zumindest bestimmte Kompromisse im Glauben einzugehen. Gewiss, wir haben es heutzutage als Christen in unserem Lande einfacher, aber in mancher Hinsicht auch schwieriger als Daniel und seine Freunde damals in der Geschichte. Einfacher haben wir es, weil wir zumindest im Augenblick noch nicht mit staatlichen Schikanen rechnen müssen, wenn wir der Staatsreligion nicht Folge leisten, weil es zumindest im Augenblick noch keine staatlichen Gesetze gibt, die unsere freie Religionsausübung privat oder öffentlich einschränken. Wenn wir da an Christen in anderen Ländern denken, im Iran etwa oder in Nordkorea, dann sollten wir sehr dankbar sein für die Privilegien, die wir als Christen in unserem Land genießen. Ja, es gibt Länder in dieser Welt, in denen Christen sehr unmittelbar damit rechnen müssen, umgebracht zu werden, wenn sie sich etwa dem Führerkult oder der Staatsreligion verweigern oder wenn sie dabei erwischt werden, dass sie ihren Glauben praktizieren. Ja, vergessen wir das nicht, was für ein Privileg wir dagegen haben, dass wir uns so einfach, so frei hier am Sonntagmorgen versammeln können, und verkneifen wir uns dann auch lieber das Klagen über unsere Luxusprobleme, dass es etwa in unserer Kirche zu voll ist oder der Gottesdienst ein paar Minuten länger dauert. Solche Probleme hätten sich damals Daniel und seine Freunde gewiss gewünscht!
Aber schwieriger ist es für uns Christen heutzutage in der Hinsicht, dass uns oft das klare Gegenüber fehlt, das uns dazu zwingt, mit unserem Glauben Farbe zu bekennen. Wenn ich da vor einem großen Götzenstandbild stehe und gezwungen werden soll, davor niederzufallen, mag es mir immer noch leichter fallen, mich klar dagegen zu entscheiden und stehen zu bleiben, als wenn es darum geht, dass wir nicht vor dem Zeitgeist in die Knie gehen, nicht einfach alles mitmachen, was alle anderen auch machen. Das Problem für uns ist ja, dass nicht alles falsch ist, was die anderen machen, dass wir da ja auch bei vielem mitmachen können. Aber da dann die Grenze zu ziehen, was ich als Christ nicht mehr verantworten kann, das ist oft schwierig, und entsprechend schwierig ist es dann überhaupt für uns, uns als Christen so erkennen zu geben, dass wir von unserer Umgebung überhaupt wahrgenommen werden. Und wenn mir ein klares Gesetz verbietet, zu Gott zu beten, dann kann ich darauf vielleicht auch noch eher ablehnend reagieren, als wenn es mein Terminkalender ist oder die Aussicht auf etwas extra verdientes Geld, die mich davon abhalten, Gottes Einladung zum Gottesdienst anzunehmen und hierher zu kommen. Da driften wir dann oft eher unmerklich ab, merken oft erst sehr spät oder auch gar nicht, auf welcher Seite wir da eigentlich gelandet sind.
Und dabei erwartet Gott von uns, dass wir uns in der Tat klar zu ihm bekennen, nicht nur hier im Gottesdienst, sondern auch in unserem Alltag. Er hält nichts davon, dass wir nur irgendwo in unserem Herzen Christen sind und dann in unserem Alltag, ja ganz konkret auch mit unserem Körper uns ganz anders verhalten, dass da von unserem Christsein kaum etwas zu erkennen ist. „Wer mich bekennt vor den Menschen, denn will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater“, so sagt es Christus selber.
Nein, Gott will uns mit seiner Erwartung, dass wir auch mit unseren Knien Christen sind, ja gerade nicht unter Druck setzen. Er will nur, dass uns selber klar wird, was er, Gott, eigentlich drauf hat: Er ist ja nicht bloß ein Gedankenkonstrukt, sondern die Realität unseres Lebens schlechthin: Er hat uns unser Leben geschenkt, er hat uns das neue Leben geschenkt in unserer Taufe, und er hat die Kraft, uns selbst dann noch zu einem neuen Leben aufzuerwecken, wenn unser Leben hier auf Erden irgendwann einmal endgültig zu Ende sein wird. Wie beschränkt ist es da, vor irgendwelchen Götzen, vor Mehrheitsmeinungen, vor dem Geld, vor dem Urteil anderer Menschen in die Knie zu gehen. Die können uns am Ende doch nicht helfen oder retten; die entscheiden auch nicht darüber, ob wir unser Leben einmal verfehlen oder nicht. Doch wenn wir allein vor Christus unsere Knie beugen, ihn allein anbeten, nicht nur im Kopf, sondern mit Herz und Körper, dann sind wir an der richtigen Adresse gelandet, dann knien wir in der Tat vor dem nieder, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. Ihn zu verleugnen, sich nicht zu ihm zu bekennen, ist von daher total kurzsichtig. Nein, wer sich zu Christus bekennt, wer immer wieder zu ihm kommt, um ihn anzubeten, der ist nicht schön blöde, der versaut sich auch nicht sein Leben. Im Gegenteil: Der allein hat den Durchblick, ja, der wird’s schließlich auch erfahren, was damals schon Nebukadnezar bekannte: „Es gibt keinen anderen Gott als den, der so erretten kann.“ Nein, es ist nicht egal, vor wem wir unsere Knie beugen. Es geht da in der Tat um nicht weniger als um unser Leben! Amen.