Geistliches Wort für Oktober / November 2023


Buettner gruen 500pxSeid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein;
sonst betrügt ihr euch selbst.

Jakobus 1,22


Mancher Zeitgenosse macht viele Worte, aber Taten folgen seinen Ausführungen nicht. Hierunter leidet die Glaubwürdigkeit eines Menschen oder einer Institution erheblich, wenn wortreich viel geredet, aber wenig umgesetzt wird. Neben dem Vertrauensverlust empfinden Menschen ein solches Verhalten als zutiefst ärgerlich und unhöflich. Die Beziehungen leiden dann unter mangelnder Glaubwürdigkeit, Vertrauensverlust, Wahrhaftigkeit. Nicht selten wendet man sich von solchen Institutionen oder Menschen ab. Es kommt unweigerlich zu einer Beziehungskrise. Denn sie sind nur wortreiche „Schnacker“, unwahrhaftige Blender, unzuverlässige Mitmenschen, zweifelhafte Institutionen. Hierunter leiden nicht nur menschliche Beziehungen, sondern hieraus kann auch eine Institutionenkrise folgen, die das Zusammenleben in Kirche, Staat und Gesellschaft nachhaltig zerstören kann.

Ganz anders ist Gott! Er lässt auf sein Wort hin Taten folgen. Wir denken beispielsweise an die Schöpfung, die Sendung seines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, in diese Welt und die des Heiligen Geistes zu Pfingsten. Das, was der Dreieinige Gott sagt, das geschieht. Wort und Tat sind zwei Seiten einer Medaille.

Der Monatsspruch für Oktober führt uns zu St. Jakobus! Offensichtlich ist es nötig, dass er die Christen damals und uns heute daran erinnert, Gottes Wort nicht nur zu hören, sondern auch in die Tat umzusetzen. Denn das eine ist es, sich das Wort Gottes gesagt sein zu lassen, das andere aber, danach zu handeln. Beides gehört aber für einen Christenmenschen zusammen! Das gehörte Wort Gottes zielt darauf ab, dass es im Leben umgesetzt wird und sich in der Tat zeigt. Ein Christ ist dann glaubwürdig, wenn er den Glauben sichtbar lebt. Man kauft einem Christen sein Christsein dann ab, wenn der Glaube konkrete Auswirkungen in seinem Leben hat. In seinem Alltag erkennt die Umwelt, dass dieser Mensch anders ist – ein Christ! Ein Christ folgt den Leitlinien Gottes, dargelegt in den 10 Geboten, und er ist geprägt von der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Dass auch ein Christ an den Anforderungen Gottes scheitert, schuldig an ihm und den Nächsten durch die Sünde wird, gehört zur bitteren Realität dieser gefallenen, lieblosen und leidzerrissenen Welt. Aber auch wenn er gefallen ist, weiß der Christ doch, wohin er mit seinem schuldhaften Versagen kommen kann: zum für ihn gekreuzigten und auferstandenen Herrn! Gottes Güte leitet ihn zur Buße, und seine Gnade allein schenkt ihm im Vergebungswort einen neuen Anfang im Leben. Die Glaubwürdigkeit verliert ein Christ, wenn die Umwelt ihn als solchen nicht erkennt oder ihn nicht als Jünger des Herrn zu identifizieren vermag. Das, was für einen Christen im Besonderen gilt, gilt für die Kirche als Institution im Allgemeinen auch. Die Kirche hört die Stimme des Guten Hirten, folgt dieser und handelt nach dem, was sie durch die Heilige Schrift hört. Das, was uns nur allzu selbstverständlich erscheint, ist auch für die Kirche stets eine Herausforderung. So wie der Christ angefochten ist, so ist die Kirche in dieser Zeit und Welt eine kämpfende. Sie kämpft mit ihrer eigenen Zerrissenheit, Lieblosigkeit, Scheinheiligkeit. Sie steht im Kampf wider manche Bestrebungen, innerhalb und außerhalb der Kirche nicht länger treu beim Wort Gottes und den Sakramenten zu bleiben. Die Kirche kämpft dagegen, sich zu verzetteln und sich an Unwichtiges oder Nachrangiges zu verlieren; so verliert sie den Blick für die Ausbreitung des Evangeliums (Mission) und die bedingungslose Zuwendung zum Nächsten (Diakonie). Auf diesen Feldern zeigt sich, dass die Kirche mit den Christen in ihr nicht nur Hörer, sondern auch Täter des Wortes ist. In der Grundordnung unserer Kirche werden Mission und Diakonie zu Recht als Lebensäußerungen der Kirche bezeichnet. Stellt die Kirche die Mission ein und vernachlässigt die Diakonie, handelt sie nicht, ist sie nicht länger Täter des Wortes, sondern stirbt ab. Zuvor aber betrügt sie sich selbst, glaubt, sie sei aktiv oder lebendig, obwohl sie es nicht ist. Gleiches gilt für einen Christen. Das gehörte Wort Gottes führt über die Buße in die Tat, in der sich ein Christ im Alltag treu dem Wort Gottes bewährt und durch Mission und Diakonie als solcher zu erkennen gibt.

In gewisser Weise ist der Monatsspruch aus dem Jakobusbrief zum einen Schlusspunkt für das, was zuvor ausgeführt worden ist, und zum anderen Überschrift für das, was dann im Folgenden erläutert wird. Gleichsam beispielhaft nennt er vor unserem Bibelwort, wie ein Christ mit seinem Zorn umgehen solle: Schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Vielmehr soll ein Christ alle Unsauberkeit und Bosheit ablegen und das Wort annehmen, welches von Gott in die Herzen der Christen eingepflanzt worden ist. Denn dieses sein Wort ist es, dass selig macht. Dieses Wort drängt einen Christen zur Tat als Antwort auf das gehörte Evangelium. Aus der von Gott geschenkten Rechtfertigung folgt als Antwort die Heiligung, die einen Christ vor der Welt sichtbar und erkennbar werden lässt. Wer jedoch Hörer des Wortes Gottes ohne Tat ist, gleicht einem Menschen, der sich im Spiegel betrachtet, er aber sobald er nicht länger in den Spiegel schaut, vergisst wie sein Bild aussieht. Das dies unmöglich ist, ist jedem deutlich. So hat für einen Christen das gehörte Wort Gottes das christliche Handeln zur Folge. Seine Zunge nicht im Zaum zu halten in der irrigen Annahme er könne Gott dienen, betrügt sich selbst und sein Gottesdienst ist unwahrhaftig. Ein wahrhaftiges und Gott gefälliges Leben – bei Jakobus heißt ein solches Leben Gottesdienst – geschieht dann, wenn Waisen und Witwen besucht werden und ein Christ sich nicht der Gesetzmäßigkeiten der Welt zueigen macht. So lebt ein Christ aus dem Wort Gottes anders. Auf das gehörte Wort Gottes wendet er sich diakonisch und missionarisch dem Nächsten zu. Schon die Alte Kirche kennt das christliche Dreieck des Glaubens, das auch hier bei Jakobus aufleuchtet: Aus der Leiturgia, dem Gottesdienst, folgen Martyria, der Zeugendienst für Jesus Christus (Mission) und der Nächstendienst (Diakonie). Durch das Wort Gottes und der Rechtfertigung des Sünders allein aus Glauben um Christi willen antwortet der Christ mit fortschreitender Heiligung in seinem Leben, die doch Werk des Heiligen Geistes ist. Gebe der Dreieinige Gott, dass wir als Kirche und in ihr als Gläubige das Wort Gottes gern hören und das, was wir gehört haben in die Tat als Antwort auf Gottes Güte umsetzen. So möchte alles zur Ehre Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und zum Dienst am Nächsten geschehen.

Herzliche Grüße – auch von Pfarrer Christoph Schulze -
Ihr / Euer Pastor Markus Büttner