Geistliches Wort für Februar / März 2025


SchulzePrüfet aber alles und das Gute behaltet.
1. Thessalonicher 5,21


Liebe Glieder und Freunde der St. Mariengemeinde!

Dieser Jahresspruch für 2025 trifft mich irgendwie unvorbereitet: Muss jetzt etwa alles auf den Prüfstand?! Zuerst musste ich daran denken, wie schwierig der Einkauf in unseren Selbstbedienungsläden geworden ist. Nicht nur, weil von nahezu jedem Artikel mindestens zwei bis sogar fünf oder sechs verschiedene Angebote nebeneinander im Regal stehen und ich schon genau hinschauen muss, was den Unterschied ausmacht. Dabei geht es gar nicht mal nur um den Vergleich von Menge und Preis. Noch wichtiger sind etwaige Inhaltsstoffe und deren Wirksamkeit auf meine Gesundheit. Allergien und Unverträglichkeit müssen beachtet werden, ebenso die Nachhaltigkeit bei der Herstellung, deren Sozialverträglichkeit.

Wer gesund bleiben oder niemanden in der Herstellungskette schädigen will, der muss sich informieren und informieren und informieren. Und dann entscheiden, prüfen. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob die zugänglichen Informationen nicht doch noch gefälscht sind. Und dann stehe ich am Regal oder über den Tiefkühler gebeugt und versuche, die extra kleine Schrift zu entziffern oder mir aus den Kürzeln und Angaben einen Reim zu machen.

Vielen ist das zu anstrengend. Sie greifen zu dem nächstbesten oder billigsten, denken nicht weiter darüber nach: „Wird schon nichts passieren!“ Nun ja, vielleicht die nächsten 10 - 20 Jahre nicht, aber dann? Aber wie vielen ist das egal, Hauptsache es schmeckt, macht Spaß oder passt mir in den Kram, bestätigt mich - ich gönn es mir, egal was um mich herum passiert. Und so geht es in vielen Bereichen des Alltags weiter: Mit unserer Einstellung zu gesellschaftlichen Entwicklungen, zu den Menschen, mit denen wir zu tun haben – oder die wir nur beobachten und vorgefertigte Urteile unreflektiert übernehmen. Wie einfach ist es geworden, Lügen zu verbreiten. Wenn man sie mit der Realität konfrontiert, handelt es sich um alternative Wahrheiten, um Fake-News, und bald ist eine Mehrheit überfordert und verunsichert und folgt einfachheitshalber sich anbietenden Führungspersonen.

Biblisch betrachtet, sind es diabolische Kräfte, die da wirken, wo alles durcheinandergeworfen wird, und am Ende keiner so recht weiß, woran man sich halten kann. Die alternative Wahrheit zur Liebe Gottes gegenüber allen Menschen ist der Versucher, der Satan: Sollte Gott etwa gesagt haben, dass wir unsern Nächsten wirklich lieben sollen? Genau so begann der Sündenfall im Paradies.

Es ist also äußerst wichtig, das zu prüfen, was uns begegnet, was uns alles als Wahrheit angeboten wird, besonders da, wo Gottes aufopfernde und barmherzige Liebe geleugnet oder als unwichtig deklariert wird, wo wir, statt – wie von Gott erwartet – einander barmherzig begegnen, lieber auf Stärke, Macht und Sieg setzen.

Das musste bereits Petrus lernen, als er einen Dämpfer von seinem Herrn verpasst bekam. Er setzte auf Sieg und wollte verhindern, dass Jesus leiden und sterben müsse. Und damit sind wir wieder bei der Jahreslosung, die schon bei all den Gedanken eine wichtige Rolle im Hintergrund gespielt hat. Paulus fordert am Ende seines ersten Briefs an die Thessalonicher die Gemeinde dringlich auf, die Verkündigung – und damit auch das Leben danach in der Gemeinde – genau zu prüfen, ob sich das Gelehrte auch mit Gottes Willen verträgt und ihm nicht zuwiderläuft.

Der Prüf-Auftrag bleibt – vielleicht besser: die Ermunterung, genau hinzuhören und uns zu freuen, wo uns unser Herr mit seiner Zuwendung Trost und Hilfe gibt, wenn seine Nähe uns heilt und er uns immer wieder einen neuen Anfang schenkt und wir ermuntert werden, einander zu tragen und zu vergeben, wie er uns vergeben hat, und seine Liebe zu teilen.

Wo wir aber aufgefordert werden, einander zu verurteilen und die Zuwendung in Liebe zu verweigern, da bleibt es unsere Aufgabe, uns zu verweigern und stattdessen jedermann zu helfen und füreinander da zu sein, ganz gleich, woher jemand kommt. Das im Blick zu behalten, zu versuchen, im Vertrauen auf Gottes Fürsorge für uns die Welt mit seinen Augen zu sehen – so zu leben, das stünde uns gut an. Da ist das Prüfen auch nicht wirklich schwer – vielleicht manchmal etwas anstrengend, aber umso lohnender, da es uns hilft, miteinander an ihm dran zu bleiben und einander zu stärken.

Seine Liebe sei der Prüfstein. Gebe er uns seinen Segen zu allen Entscheidungen, die im begonnenen Jahr vor uns liegen, gute Gemeinschaft miteinander, Gespräche und Anteilnahme, dass wir miteinander wachsen im Glauben und der Liebe. Es lohnt sich.

Herzliche Grüße - auch im Namen von Pfarrer Büttner,
Euer / Ihr Pfarrer Christoph Schulze