17.02.2013 | Lukas 22,31-34 | Invokavit

Vor fünfzehn Jahren nahm ich an einem Konfirmationsgottesdienst in Alma Ata in Kasachstan teil. Auf dem Weg zur Kirche sah ich die Moscheeneubauten, die an verschiedenen Stellen der Stadt aus dem Boden schossen. In der Kirche, besser gesagt: in der Aula einer Schule, hörte ich dann, wie die Konfirmanden, zumeist junge Erwachsene, ihr Konfirmationsversprechen ablegten: Wollt Ihr fleißig sein im Gebrauch von Gottes Wort und Sakrament und Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, treu sein auch bis in den Tod? Und die Konfirmanden antworteten: Ja, durch Gottes Gnade. Ich atmete tief durch: Ob die Konfirmanden wohl ahnten, was dieses Konfirmationsversprechen in einer zunehmend muslimischen Umgebung für sie wohl einmal bedeuten könnte?

Unsere heutigen Täuflinge haben dem dreieinigen Gott heute nicht ausdrücklich Treue bis in den Tod geschworen. Unsere heutige Predigtlesung leitet uns auch dazu an, dass wir unseren Mund nicht immer gleich so voll nehmen sollten wie der Petrus, auch wenn er es noch so gut meinte, als er Jesus versprach, mit ihm bis in den Tod zu marschieren. Manchmal ist es besser, mit seinen Versprechen etwas zurückhaltender zu sein.

Doch in Wirklichkeit wissen unsere Täuflinge von heute alle miteinander, was das für sie, für ihre Zukunft bedeutet, dass sie sich heute haben taufen lassen. Sie wissen, dass darauf in ihrer Heimat die Todesstrafe steht, ja mehr noch: dass es selbst hier in Deutschland so manchen fanatischen Muslim gibt, der dazu bereit ist, sie für ihre heutige Absage an den Islam und ihre Hinwendung zu Jesus Christus zu töten.

Und doch feiern wir hier heute nun nicht ein Fest von Glaubenshelden, von vorbildlichen Christen, von denen wir uns als einheimische Christen eine Scheibe oder auch mehr abschneiden können. Auch die Taufe selber ist ja nicht zuerst und vor allem ein Bekenntnisakt, den unsere Täuflinge vollzogen haben, sondern sie ist und bleibt ein Geschenk, bleibt Rettungstat Gottes, durch die auch unsere Täuflinge dem Machtbereich des Bösen, des Teufels, entrissen worden sind.

Wie der Teufel zu wüten vermag, davon haben manche unserer Täuflinge schon im Iran eine Menge mitbekommen, haben mitunter auch am eigenen Leibe etwas davon erleben müssen, welche Abgründe der menschlichen Seele der Teufel zu nutzen vermag, um diejenigen, die an Jesus Christus glauben, von ihrem Glauben wieder abzubringen. Ja, anders kann man das, was unseren Brüdern und Schwestern im Iran, in Afghanistan, in Nordkorea und so vielen anderen Ländern auch zu dieser Stunde widerfährt, gar nicht geistlich deuten, als dass man davon redet, dass hier der Teufel eine Religion, eine Ideologie gebraucht, um sich an den Christen auszutoben.

Doch das Spannende ist nun, dass diese Taktik des Teufels nicht fürchterlich erfolgreich ist: Im Gegenteil: Je offener und heftiger der Teufel versucht, die Christen zu dezimieren, sie zu sieben wie den Weizen, desto mehr Niederlagen erleidet er, desto stärker breitet sich das Wort von Jesus Christus aus. Ja, die Mehrzahl derer, die sich heute haben taufen lassen, war auch schon im Iran heimlich Christen, hat gerade in der Unterdrückung den Weg zu Christus gefunden, der sie nun schließlich heute hier bis an den Taufstein geführt hat.

Doch der Teufel hat eben noch sehr viel mehr Tricks auf Lager, Tricks, mit denen er sehr viel erfolgreicher ist als mit brutaler Verfolgung: Er redet Menschen ein, dass sie es mit ihrem Glauben an Christus doch nicht ganz so ernst zu nehmen brauchen, dass sie doch so viel anderes zu tun haben, dass sie für Christus nun wirklich keine Zeit haben. Er sät Zweifel daran, dass auf Gottes Wort wirklich Verlass ist, er verleitet einzelne Christen dazu, mit ihrem Leben und Verhalten Gottes Geboten ganz offen zu widersprechen, und macht sie damit zu einem Anstoß für andere Christen. Er liebt es, Streit und Unfrieden in christlichen Gemeinden zu säen, dass Menschen sich in ihnen schließlich nicht mehr wohlfühlen und in ihnen nicht mehr zu Christus einladen. Er liebt es, Gerüchte zu verbreiten, die das gute Zusammenleben in einer Gemeinde zerstören und manche gar am Glauben irre werden lassen. Ach, seine Liste an Tricks ist in Wirklichkeit noch viel, viel länger.

Und natürlich will er mit diesen Tricks auch an euch, die Neugetauften, will er an uns alle, die wir getauft sind, heran. Ja, gerade mit der Taufe beginnt der Kampf mit dem Teufel erst so richtig. Solange jemand noch nicht getauft ist, hält sich der Teufel oft noch zurück. Aber sobald er einen Menschen in der Taufe verloren hat, legt er los. Und das ist eben nicht bloß fromme Theorie, das ist etwas, was ich auch selber immer wieder erlebe. Gerade da, wo Menschen sich ganz bewusst Jesus Christus zuwenden und in der Taufe sein Eigentum werden, gerade da, wo eine christliche Gemeinde es sich zum Ziel setzt, Menschen in die Gemeinschaft mit Jesus Christus zu führen, wird der Teufel aktiv, setzt alles daran, um Menschen durcheinanderzubringen, sie von ihrer Taufe wieder abzubringen.


Nein, dagegen kommen wir selber niemals an, nicht mit nüchternen Überlegungen, nicht mit unserem Bekennermut. Hilflos unterlegen wären wir den Tricks und Einflüsterungen des Teufels, wenn da nicht der eine wäre, der damals für Simon Petrus gebetet hat und der auch jetzt vor seinem himmlischen Vater für uns eintritt: Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Unser Glaube hängt nicht an uns, nicht an unserer Entscheidung, nicht an unserem Willen. Er hängt allein an ihm, Christus, an seiner Fürbitte für uns. Gegen diese Fürbitte unseres Herrn Jesus Christus hat auch der Teufel keine Chance, muss davor immer wieder kapitulieren.

Diesem Herrn Jesus Christus und seiner Fürbitte vertrauen wir darum nun auch unsere Täuflinge an, dass sie auch weiter bei Christus bleiben, dass keiner von ihnen Christus wieder verlässt oder verleugnet, weil er glaubt, er habe ihn irgendwann nicht mehr nötig. Und diesem Herrn Jesus Christus wollen auch wir uns immer wieder selber anvertrauen, wegschauen von uns und unserem kleinen Glauben hin auf den, der uns in seiner Fürbitte nicht fallen lässt. Nein, der Kampf zwischen Christus und dem Teufel ist nicht mehr offen. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre, so heißt es im Wochenspruch dieser Woche. Der Teufel bleibt der Loser, hat heute hier am Taufstein wieder eine furchtbare Niederlage einstecken müssen und muss gleich nun auch noch miterleben, wie der auferstandene Christus mit seinem Leib und Blut in denen Wohnung nimmt, die ihm, dem Teufel, gerade entrissen worden sind. Ja, Gott geb’s, dass ihr, liebe Täuflinge, ja, dass wir alle miteinander unser ganzes Leben lang auf der Seite dieses Siegers Jesus Christus bleiben! Amen.