Geistliches Wort im Monat September

Pfarrer Martens Das geistliche Wort für den Monat Juni von Pfarrer Dr. Gottfried Martens: Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jeremia 31,3 - Monatsspruch für September)

Die Botschaft war mit großen Buchstaben an die Betonwand gesprayt, dass sie jeder, der vorüberfuhr, lesen konnte: „Karla, ich liebe dich! Mirko“ Die Liebe zu Karla war bei Mirko offenbar so groß, dass er es riskierte, sich in aller Öffentlichkeit lächerlich zu machen, wenn er nur auf diesem Wege seine Angebetete erreichen konnte. Als Außenstehender fragt man sich natürlich, was Mirko wohl verbockt haben muss, dass er zu diesem ungewöhnlichen Mittel greifen musste, um noch an seine Karla heranzukommen. Anscheinend will Karla von Mirko nichts wissen, sonst hätte er ja nicht zur Spraydose greifen müssen.

Solch eine ähnliche Liebeserklärung lesen wir auch im Monatsspruch für den September aus dem Buch des Propheten Jeremia. Kein Geringerer als Gott selber ist der Liebhaber, der hier in aller Öffentlichkeit seine unzerstörbare Liebe zu seiner Geliebten, zu seinem Volk, bekundet und es dabei ebenfalls riskiert, sich vor allen Leuten lächerlich zu machen. Aber das ist Gott genauso egal wie Mirko. Dabei hat Gott ganz sicher nichts verbockt, dass er es nötig hätte, hinter seiner Geliebten herzulaufen. Im Gegenteil: Alles hat er für sie getan, hat sie nie enttäuscht, nie betrogen. Und dennoch wollte sie nichts von ihm wissen, ließ ihn immer wieder sitzen, wandte sich anderen Liebhabern zu. Doch Gott ist so verliebt in sein Volk, dass er es dennoch nicht aufgibt, es noch einmal neu mit seiner Liebeserklärung für sich zu gewinnen sucht. Wenn Gott sich verliebt hat, dann gibt er nicht auf, dann greift er zum letzten Mittel, um denen, die er liebt, seine Liebe zu bekunden. Nein, Gott hat sich nicht mit einer Spraydose begnügt, er hat nicht weniger als sein Leben hingegeben, um denen, die er liebt, zu zeigen, wie ernst er es meint. Und zu denen, denen seine Liebe gilt, zählen auch wir: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“ (St. Johannes 12,32), so kündigt ER, Christus, seine Liebestat kurz vor seiner Kreuzigung an. „Alle“ - dazu zählt auch ein jeder, der diese Andacht im Pfarrbrief liest, dazu zählt ein jedes Glied unserer Gemeinde: „... - Ich liebe dich! Gott“ An dieser Stelle darf jeder von uns seinen eigenen Namen einsetzen, denn nichts anderes hat Gott einem jeden von uns persönlich gesagt in unserer Heiligen Taufe. Gott liebt uns so sehr, dass er auch bereit ist, sich deswegen lächerlich zu machen, rennt hinter uns immer und immer wieder her, auch wenn wir von ihm nichts wissen wollen, wenn wir meinen ,wir hätten den Alten längst abgehakt. Gott rennt nicht hinter uns her, weil er auf einem Ego-Trip wäre, weil er auf uns angewiesen wäre, weil er uns zur Befriedigung seiner Bedürfnisse bräuchte. Im Gegenteil: Er weiß, wie dringend wir ihn brauchen, er weiß, dass wir ohne ihn verlorengehen würden. Darum wirbt er um uns, ja, darum zieht er uns an sich. Wenn eine Mutter ihr kleines Kind, das auf die Straße zu laufen droht, mit einem Ruck aufhält und an sich zieht, dann mag das Kind erst einmal vor Schreck weinen. Erst später wird es verstehen, warum es gut war, dass die Mutter es zurückgehalten, an sich gezogen hat. Auch wir können nicht immer verstehen, warum Gott uns in unserem Leben mitunter „zu sich zieht“- ganz anders, als wir dies geplant haben und uns wünschen mögen. Doch wir dürfen darauf vertrauen: Gott dreht nicht durch; er weiß genau, was er mit uns macht - aus lauter Güte!