Geistliches Wort im Monat November

Pfarrer Dr. MartensDas geistliche Wort für den Monat November von Pfarrer Dr. Gottfried Martens: Wenn du den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen. (Jesaja 58,10 - Monatsspruch für November)

Riesige Zahlen bestimmen in diesen Wochen die Schlagzeilen der Zeitungen: 500 Milliarden Euro oder 700 Milliarden Dollar werden da als „Rettungspakete“ geschnürt, um Banken vor dem Zusammenbruch zu bewahren mit all den Folgen, die dies für die Wirtschaft hätte. Ich maße mir nicht an, ein Urteil darüber abzugeben, inwiefern solche Maßnahmen nötig und sinnvoll sind; man darf wohl schon davon ausgehen, dass diejenigen, die nun solche Summen in die Hand nahmen, wussten, was sie taten, um noch größeren Schaden zu vermeiden.

Doch befremdlich ist es schon, dass über diesen riesigen Zahlen eine andere noch viel schockierendere Zahl, die in den vergangenen Wochen veröffentlicht wurde, kaum wahrgenommen wurde: 923 Millionen Menschen litten im vergangenen Jahr weltweit unter Hunger, das sind fast 10% mehr als im Jahr zuvor. Was Hunger bedeutet, davon können so manche ältere Glieder unserer Gemeinde aus eigener Erfahrung etwas berichten. Hunger lässt Menschen sterben, Hunger treibt aber auch Menschen dazu, nur noch an sich, an das eigene Überleben zu denken. Wo Hunger herrscht, da wird es finster im Leben von Menschen. 923 Millionen Hungernde - und im nächsten Jahr dürften es angesichts der gestiegenen Nahrungsmittelpreise und den Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise sogar noch mehr werden. Und doch könnte den meisten dieser Hungernden geholfen werden, wenn die reichen Länder dazu bereit wären, auch nur einen Bruchteil der Gelder, die sie jetzt zur Rettung der Banken ausgegeben haben, zusätzlich für die Bekämpfung von Hunger und Armut weltweit einzusetzen. Doch die Chancen dafür stehen nicht gut. Politisch wäre es im Augenblick wohl kaum durchsetzbar, im eigenen Lande Gelder zu kürzen und diese Gelder ärmeren Menschen in anderen Ländern zukommen zu lassen. Da ist uns das Hemd dann doch näher als der Rock. Doch Gottes Wort warnt uns: Wenn wir unsere Augen und unser Herz vor der Not der Hungernden verschließen, kann unser Land, kann unsere Gesellschaft nicht genesen, bleibt es in ihr dunkel, vermag auch kein noch so üppig geschnürtes Rettungspaket den Grundschaden zu heilen: unser verhärtetes Herz, unser Hängen an Geld und Besitz. Nur Gott selber kann unsere Herzen aufweichen und erneuern; nur Er kann uns von der Sorge befreien, wir würden in unserem Leben nicht genügend abbekommen. Immer wieder von neuem arbeitet Er an unserem Herzen, wenn wir Sein Wort hören und Sein Heiliges Mahl empfangen. Und dann kann es tatsächlich geschehen, dass wir unser Herz nicht länger abschotten vor der Not der anderen, sondern dass wir das Risiko eingehen, unser Herz von anderen Menschen, gerade von den Hungernden finden zu lassen. Wenn wir Hungernde in unserer unmittelbaren Umgebung haben, dann wissen wir ja, wo wir anfangen können. Ansonsten haben wir die Möglichkeit, über unsere Gemeinde Aktionen wie „Brot für die Welt“ ganz konkret zu unterstützen. Da wird die Verwendung der Gelder genaustens kontrolliert, damit das Geld auch wirklich bei den Hungernden ankommt. Hell wird es dadurch im Leben von hungernden Menschen auf dieser Welt, wenn wir ihnen unser Herz öffnen - und hell wird es dadurch auch bei uns, allemal heller, als wenn wir nur auf die Sicherung unseres eigenen Lebens bedacht wären. Gottes Wort verspricht es uns - verlassen wir uns einfach darauf!