15.04.2007 | St. Markus 16, 9-16 (Quasimodogeniti)

QUASIMODOGENITI – 15. APRIL 2007 – PREDIGT ÜBER ST. MARKUS 16,9-16

Als Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria von Magdala, von der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte. Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren und Leid trugen und weinten. Und als diese hörten, daß er lebe und sei ihr erschienen, glaubten sie es nicht. Danach offenbarte er sich in anderer Gestalt zweien von ihnen unterwegs, als sie über Land gingen. Und die gingen auch hin und verkündeten es den andern. Aber auch denen glaubten sie nicht.
Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, daß sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.

Liebe Konfirmanden, das hätten sich einige von euch vor zwei Jahren sicher noch nicht vorstellen können, dass sie heute Vormittag hier vor dem Altar stehen würden und bekennen würden, dass sie an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist glauben, dass sie in diesem Glauben weiter wachsen wollen und darum auch weiter gerne zum Gottesdienst und zum Heiligen Abendmahl kommen wollen. Sehr viel mit dem Glauben hatten so manche von euch vor zwei Jahren noch nicht am Hut, und selbst bei denen von euch, die vorher schon eine Verbindung zur Kirche hatten, hat sich in den letzten beiden Jahren doch eine Menge getan. Ja, viel erlebt haben wir miteinander in dieser Zeit, auf Fahrten, Freizeiten und Kinderbibelwochen, beim gemeinsamen Pizza- und Spaghettiessen am Samstagmittag und jetzt seit Anfang des Jahres auch im Jugendkreis. Ja, so hatte ich es am Anfang des Unterrichts euch gesagt, das wichtigste Lernziel des Konfirmandenunterrichts ist für mich, dass ihr merkt, dass es schön ist, in der Kirche zu Hause und zu sein, und dass ihr eine Gruppe findet, mit der ihr auch nach eurer Konfirmation noch gerne gemeinsam etwas in der Gemeinde unternehmt. Und ich hoffe doch, dass wir diese Lernziele miteinander erreicht haben. Aber es ist natürlich in diesen beiden letzten Jahren noch mehr passiert, als dass wir quer durch Deutschland gegurkt sind und verschiedene Schwimmbäder, schottische Restaurants und Pizzasorten ausprobiert haben. Erfahren habt ihr im Konfirmandenunterricht etwas von den Grundlagen unseres christlichen Glaubens, und im Laufe der Zeit seid ihr auch ganz selbstverständlich in den Gottesdienst hineingewachsen, habt nun in diesem letzten Jahr auch immer wieder hier das Heilige Abendmahl empfangen. Und so ist euch nun heute gar nicht mehr fremd, was vor einiger Zeit manchen von euch noch so fern lag. Ja, allen vierzehn von euch nehme ich es ab, dass ihr es wirklich ernst meint, wenn ihr heute nun euren Glauben hier vor der Gemeinde bekennt.
Aber nun ist das mit dem Glauben auch so eine Sache. Den könnt ihr eben nicht wie eure Konfirmationsurkunde einfach mit nach Hause nehmen und euch übers Bett hängen. Sondern dieser Glaube, den ihr heute bekennt, der wird euch in eurem Leben auch immer wieder in Frage gestellt werden, der kann im Laufe der Zeit auch allmählich verschwinden, der kann aber umgekehrt auch immer weiter wachsen, stärker und kräftiger werden. Und von daher passt die Predigtlesung des heutigen Sonntags ganz wunderbar heute zu eurer Konfirmation, lässt sie uns, lässt sie euch dreierlei über den Glauben erkennbar werden, was euch, so hoffe ich, auch weiter auf eurem Lebensweg begleiten und wichtig bleiben kann und soll:

- Der Glaube ist realistisch.
- Der Glaube ist von Christus gewirkt.
- Der Glaube ist der Weg zur Rettung.

I.

Irgendwie ist das ja ein bisschen komisch: Wenn wir in unserem Leben darauf angesprochen werden, ob wir an Christus glauben, dann ist uns das manchmal beinahe peinlich, kommen wir uns manchmal so ähnlich vor, als ob wir gerade dabei erwischt worden sind, dass wir etwas ganz Unanständiges tun. An Christus zu glauben – das scheint irgendwie unnormal zu sein, eher etwas für Kinder und geistig Beschränkte. Wer richtig cool sein will, der rennt doch nicht zur Kirche, und wer auch nur ein bisschen Verstand im Kopf hat, der glaubt doch nur an das, was er sieht. Ob das mit dem Glauben alles so stimmt, das weiß man doch nicht; da lässt man dann besser die Finger davon. Schließlich lässt es sich auch ohne Glauben ganz gut leben.
Und selbst wenn wir an Christus glauben, haben wir manchmal vielleicht auch selber das Gefühl, als sei das, woran wir glauben, doch so ein bisschen unrealistisch, jedenfalls nicht so wirklich wie der MP3-Player, den ich in meiner Hand halte, oder wie der Geldschein, mit dem ich mir im Laden irgendwelche Klamotten kaufen kann. Doch hier in unserer Predigtlesung wird uns nun klargemacht, dass das mit dem Glauben genau umgekehrt ist: Nicht diejenigen haben den Kontakt zur Wirklichkeit verloren, die an Christus glauben und daran, dass er auferstanden ist, sondern diejenigen haben total unrealistische Ansichten, die das einfach nicht glauben wollen, dass Christus lebt.
Von den elf Aposteln wird uns hier berichtet. Die hatten ja durchaus bestimmte christliche Vorkenntnisse, waren mehrere Jahre lang bei Jesus im Konfirmandenunterricht gewesen. Aber nun sitzen sie da und heulen Rotz und Wasser, weil ihr Meister Jesus tot ist, weil nun alles vorbei ist. Doch dann erhalten sie Besuch, zunächst von Maria Magdalena und dann auch noch von zwei weiteren Jüngern von Jesus, die in der Nähe von Jerusalem wohnten. Und alle erzählen sie den elf Jüngern, dass Jesus auferstanden ist und lebt, dass sie ihn selber gesehen haben. Doch die elf Apostel sind moderne Menschen, sie wissen, dass das mit der Auferstehung Quatsch ist: Ein Toter kann doch nicht wieder lebendig werden, so was haben sie noch nie erlebt. Und da können die Besucher noch so auf die Apostel einreden: die glauben das einfach nicht, was ihnen da berichtet wird, obwohl das doch die Realität ist, die Wirklichkeit, die Maria und die beiden anderen mit ihren eigenen Augen gesehen hatten.
Liebe Konfirmanden, denkt an diese elf Apostel, wenn euch da wieder mal andere Leute, Freunde, Mitschüler, vielleicht sogar Lehrer kommen und so tun, als wärt ihr beknackt, dass ihr an diesen Jesus und seine Auferstehung glaubt. Nein, wirklichkeitsfremd, unrealistisch ist die Einstellung derer, die euch da anmachen; die sind es, die noch kapiert haben, was Sache ist, die sind es, die Tomaten auf den Augen haben. Nein, natürlich kann man nicht beweisen, dass das mit dem Glauben stimmt, dass Jesus wirklich auferstanden ist. Ereignisse in der Geschichte kann man überhaupt nicht beweisen. Man kann auch nicht beweisen, dass Martin Luther oder Julius Cäsar gelebt haben. Aber es gibt gute Gründe dafür, zu glauben, dass Martin Luther und Julius Cäsar tatsächlich existiert haben, und so gibt es genauso gute Gründe auch dafür, dass er, Jesus, tatsächlich auferstanden ist. Denn wie für Luther und Cäsar haben wir auch im Falle von Jesus und seiner Auferstehung erstklassige Zeugenaussagen, und zwar gleich eine ganze Reihe, Aussagen von Zeugen, die sich für das, was sie da bezeugt haben, sogar schließlich nacheinander haben einen Kopf kürzer machen lassen. Nein, kommt mir nicht damit, dass die erste Auferstehungszeugin ja eine Frau war und Frauen doch damals zu der Zeit Jesu als Zeuginnen gar kein Gewicht hatten! Das dachten ja damals die Jünger auch, dass man so einer Frau doch gar nicht glauben könne. Doch damit haben sie sich gewaltig geirrt, so mussten sie es schließlich selber einsehen. Aber wenn die Jünger Jesu sich das damals mit der Auferstehung nur ausgedacht hätten, dann wären sie sicher nicht so blöde gewesen, als Erstes eine Frau als Zeugin anzuführen. Das haben sie nur gemacht, weil es nun mal so geschehen ist.
Ja, euer Glaube an den lebendigen Christus ist ganz realistisch, und er ist ja auch nicht bloß ein Glaube an irgendein Geschehen von vor 2000 Jahren, sondern der hat ja ganz direkt mit eurem Leben zu tun. Weil Jesus auferstanden ist, darum ist er eben auch heute bei uns, kann er mein und dein Leben bestimmen, brauchst du keine Angst zu haben, du könntest in deinem Leben das Wichtigste verpassen. Nein, das Beste in deinem Leben kommt noch, und gerade darum kannst du dein Leben genießen, weil du weißt: Das Beste kann mir keiner nehmen. Ach, was sind die Leute arm dran, die vor diesem Jesus, vor der Wirklichkeit seiner Auferstehung die Augen verschließen!

II.

Aber schließlich fangen die elf Apostel doch an zu glauben. Nein, das liegt nicht daran, dass sie sich das alles noch mal in Ruhe überlegt hätten und dann gemerkt hätten, dass die Maria Magdalena und diese anderen Jünger doch Recht hatten. Von sich aus hätten die Elf niemals geglaubt. Nein, da muss Jesus schon persönlich zu ihnen kommen, ihren Unglauben überwinden und bei ihnen den Glauben an ihn, den Auferstandenen, wirken. Und das macht Jesus, so wird es hier ausdrücklich betont, als sie zu Tisch saßen und das Mahl hielten. Und die Leser dieser Verse, die wussten gleich, was das bedeutete: Ja, Jesus kommt ja auch zu uns immer wieder, wenn wir das Mahl feiern, wenn wir nicht bloß zusammensitzen, um ein Stück Pizza zu essen, sondern wenn wir zusammenkommen, um dieses eine heilige Mahl zu feiern, das Christus selbst eingesetzt hat. Und wenn er zu uns kommt, dann überwindet er auch bei uns immer wieder unseren Unglauben, wirkt und stärkt den Glauben auch bei uns.
Ja, genau so ist das auch bei euch, liebe Konfirmanden: Es gibt ja Leute, die behaupten, sie könnten auch so an Gott glauben, dazu müssten sie nicht extra in die Kirche rennen. Nun ja, daran glauben, dass die Welt und das Leben hier auf der Erde nicht einfach durch Zufall entstanden ist, dass es da irgendwo ein höheres Wesen gibt, das kann man sicher auch ohne Kirche. Nur – das bringt einem letztlich nichts. Aber an Christus zu glauben und mit ihm in Verbindung zu bleiben, das schafft man allein eben auf die Dauer doch nicht, da bleibt dann, wenn man meint, ohne die Kirche, ohne das Heilige Abendmahl auskommen zu können, bald nicht mehr viel von solchem Glauben übrig. Da ist unser Unglaube, der so tief in uns drinsteckt, bald sehr viel stärker. Und darum ist es so wichtig, dass ihr immer wieder dahin kommt, wo Christus auch euch begegnen will, wo er auch euren Unglauben immer wieder überwinden und euren Glauben stärken will, und das ist nun mal dort, wo er auch zu uns kommt, wenn wir uns um seinen Tisch versammeln im Heiligen Abendmahl. Ihr seid nun schon oft zum Heiligen Abendmahl gegangen, ihr wisst, dass einen da nicht plötzlich hier am Altar irgendwelche Blitze durchzucken und man plötzlich irgend so ein dolles Glücksgefühl hat und merkt: Jetzt glaube ich. So funktioniert das mit dem Heiligen Abendmahl und dem Glauben nicht. Aber ihr wisst ja, dass ihr hier im Heiligen Abendmahl wirklich und wahrhaftig den Leib und das Blut des auferstandenen Jesus Christus empfangt, und das bleibt eben nicht ohne Folgen, wenn der in euch lebt, wenn der immer wieder zu euch kommt. Dadurch wird euer Glaube gestärkt, auch ohne dass ihr das gleich fühlt und merkt, dadurch werdet ihr in der Gemeinschaft mit Christus festgehalten, ja, wachst ihr immer weiter in die Gemeinschaft mit Christus hinein.
Vielleicht erinnert ihr euch noch an das Bild mit den Steckdosen im Konfirmandenunterricht: Wenn ich Strom haben will, kann ich auch nicht einfach einen Stecker in die Luft halten und sagen: Jetzt will ich Strom haben. Sondern ich muss den Stecker schon die Steckdose stecken. Und so ist das auch mit dem Glauben: Ich kann mich nicht sonntags morgens ins Bett legen und darauf warten, dass mich mit einem Mal der Glaube überfällt. Sondern ich brauche die Steckdosen, die meinen Glauben aufladen und stärken, und da ist das Heilige Abendmahl einfach eine besonders wichtige Steckdose. Darum versprecht ihr nachher, dass ihr auch nach eurer Konfirmation gerne und freiwillig und ohne Druck weiter zum Heiligen Abendmahl kommen wollt, weil ihr das eben für euren Glauben braucht – für euren Glauben, den ihr euch nicht selber machen könnt, sondern den Christus selber immer wieder in euch wirken will. Ja, das wünsche ich euch so sehr, dass ihr daran auch weiter denkt, auch wenn eure Konfirmationsfeier schon längst hinter euch liegt!

III.

Und dann sagt Christus hier zum Schluss noch einen Satz, den ihr damals schon zum Beginn eures Konfirmandenunterrichts auswendig gelernt habt und an den ihr euch hoffentlich auch noch weiter erinnern werdet: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“
Nein, eure Konfirmation heute ist nicht einfach bloß eine nette Familienfeier, bei der alle darüber staunen können, wie groß ihr doch schon geworden seid. Und euer Glaube an Christus ist auch nicht bloß ein nettes Hobby, das ihr vielleicht noch für ein paar Jahre hier in der Kirche betreiben könnt, bis schließlich der Ernst des Lebens beginnt und ihr für so etwas wie Glauben und Kirche einfach keine Zeit mehr habt. Sondern es geht bei eurem Glauben an Christus um nicht weniger als um Rettung oder Verdammnis, um ein Leben in der ewigen Gemeinschaft mit Christus oder um ewige Trennung von Gott. Ja, ich weiß, das klingt nicht nett, das klingt im Gegenteil ziemlich ernst. Aber diese Worte, die habe nicht ich mir ausgedacht; die hat Christus so gesagt, und der muss ja wohl wissen, was Sache ist. Ob ihr also euer Konfirmationsversprechen ernst nehmt oder ob ihr bald schon meint, ihr könntet das, was ihr hier und heute sagt, doch nur noch in der Pfeife rauchen, das hat Konsequenzen, so oder so. Ja, daran wird sich einmal entscheiden, ob ihr euer Leben einmal verfehlt oder nicht.
Dabei ist die Geschichte doch eigentlich so einfach: Christus verlangt von euch doch keine übermenschlichen Leistungen, der will euch doch auch nicht unter Druck setzen oder euch mit eurem Glauben euer Leben versauen. Der hat euch in eurer Taufe doch schon das ewige Leben geschenkt, ohne dass ihr dafür auch nur einen Handschlag tun musstet. Und nun geht es ihm doch einfach nur darum, dass euch dieses wunderbare Geschenk, das er euch in der Taufe gemacht hat, in eurem Leben auch wichtig bleibt, dass ihr das nicht beiseite packt, ja, dass ihr euch von ihm immer wieder einladen lasst, wenn er euch immer weiter noch beschenken will hier im Heiligen Abendmahl. Sich beschenken zu lassen – das ist doch keine Leistung, das ist doch eigentlich das Selbstverständlichste auf der Welt. Schlagt darum die Geschenke eures Herrn nicht aus, glaubt doch ja nicht, ihr könntet irgendwann in eurem Leben ohne sie auskommen. Christus will doch nicht, dass auch nur einer oder eine von euch am Ende verlorengeht. Und darum will er euch heute in eurer Heiligen Konfirmation noch einmal besonders beschenken und bestärken mit seinem Heiligen Geist, den ihr nun gleich durch das Auflegen der Hände empfangt. Dieser Heilige Geist soll euren Glauben mehren und festigen, soll euch helfen, immer wieder klarzusehen, wie gut ihr es als getaufte Christen habt, was für ein wunderbares Ziel ihr für euer Leben habt. Möge Christus selber euch diesen klaren Blick euer ganzes Leben lang erhalten! Amen.