Geistliches Wort für April / Mai 2024


Buettner weiss 500pxSeid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von
euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist!
1. Petrus 3,15

Des Öfteren sieht man in Berlin einen hilflosen Touristen oder desorientierten Ortsunkundigen, der hilfesuchend nach dem Weg fragt. Dankbar ist er, wenn er gut erklärt Auskunft erhält, um im Dschungel der Großstadt den richtigen Weg gewiesen zu bekommen. Dies setzt voraus, dass der Gesprächspartner auskunfts- und sprachfähig ist.

Als Christen sind wir gefragt, Rede und Antwort zu stehen, wenn wir nach dem Weg zum ewigen Leben gefragt werden. Zum Christsein gehört es, auskunftsfähig über den christlichen Glauben zu sein. Dies setzt voraus, dass ein Christ sich in der Bibel auskennt und Rechenschaft geben kann über die Hoffnung, die in ihm ist. Als evangelisch-lutherischer Christ weiß er auch, warum er in einer konfessionsgebundenen evangelisch-lutherischen Kirche ist. So kennt ein evangelisch-lutherischer Christ nicht nur die Heilige Schrift, sondern weiß auch um die wesentlichen Grundlagen der lutherischen Bekenntnisse. Auch mit seinem Leben ist er erkennbar ein Christ, der Glaube, Liebe und Hoffnung in seinem Alltag lebt, sodass seine Umwelt das Christsein bemerkt. Gleiches gilt für die Kirche, in der allein die Heilige Schrift Regel und Richtschnur für Lehre und Leben ist und zugleich die Bekenntnisse der Evangelisch-Lutherischen Kirche als deren gültige Auslegung, weil sie mit der Bibel übereinstimmen. So ist diese Kirche Licht der Welt, Salz der Erde, Leuchtturm in der Gesellschaft.

Das ist der Anspruch. Die Wirklichkeit ist heute zuweilen leider weit ernüchternder. Wer sich heute dieses Wort heiliger Schrift ehrlich sagen lässt, muss wohl erkennen, dass die Auskunftsfähigkeit oftmals beschränkt und die Sprachfähigkeit ausbaufähig ist. So werden wir von St. Petrus in die nachdenkliche Buße geführt. Die Christen seiner Zeit waren in einer Missionssituation. Die noch zahlenmäßig kleine und ohnehin unbedeutende Kirche lebte in einer heidnisch-religiösen bzw. in Israel in einer jüdischen Mehrheitsgesellschaft. Christen hatten selbstverständlich Kontakte zu Nichtchristen. Es ist aufgefallen, wenn jemand nicht mehr dem Kaiserkult huldigte. Er wurde befragt nach dem Grund für sein verändertes, abweichendes Verhalten. Lebten die ersten Christen in einer prächristlichen Umwelt, so leben wir heute in einer zunehmend postchristlichen Mehrheitsgesellschaft. „Man merkt ja gar nicht, dass du Christ bist!“, ist wohl eher ein zweifelhaftes „Kompliment“ für einen Christen.

Auch eine Kirche, die an die Gesellschaft angepasst im Strom der Zeit mitschwimmt, wird wohl kaum noch erkennbar Licht der Welt sein können. Sie wird vielmehr mitgerissen, wird zerschellen und Schiffbruch erleiden; eine Kirche, die auf den Wellen der vorherrschenden Trends und Meinungen surft, wird wohl kaum Salz der Erde sein; eine Kirche, die sich außerhalb der Heiligen Schrift anderen Ideologien verschreibt, kann in einer Gesellschaft nicht Leuchtturm des Evangeliums sein. Sie ist nämlich kaum mehr als Kirche erkenn- und identifizierbar. Rede und Antwort kann sie nur spärlich stehen. Denn sie ist sich der Hoffnung, des Glaubens und der Liebe nicht gewiss, da sie ihre Grundlagen verlassen und ihr Fundament aufgegeben hat. Den Weg durch die Zeiten in die Ewigkeit vermag sie nicht mehr zu weisen, weil sie ihre Rechenschafts-, Auskunfts- und Sprachfähigkeit verloren hat.

Es braucht einen „Doppelwumms“! Dieser besteht aus Lehre einerseits und Mission andererseits. Ein Christ lebt nach St. Petrus in ständiger Bereitschaft, über seinen Glauben Auskunft zu geben. Hierzu braucht es zunächst Kenntnis des Glaubens, sichtbares christliches Leben im Alltag, sodass er von seiner Umwelt als Christ zu identifizieren ist. Die Rechenschaft über die Hoffnung ist jedem Christen zugetraut und keine Sache ausschließlich für den Fachmann – den Pfarrer. Für die Kirche ist ein christliches Bildungsprogramm nötig, wozu gewiss auch die Bekenntnisschriften wieder (neu) zu entdecken und zu leben sind. Ziel ist, dass Christen Rede und Antwort vor Jedermann geben können. Auch die Kirche hat in der Welt verantwortlich über Glaube, Hoffnung und Liebe Auskunft zu geben auf Grundlage der klaren Lehre der Schrift in der Sprache von heute. Denn weder der Kirche noch dem Christen ist durch den Herrn aufgegeben worden, sich abzuschotten, sich hinter Mauern einzugraben, sich unsichtbar zu machen. Weltflucht, Abschottung gegenüber der Gesellschaft und Aufrichtung von Parallelgesellschaften in gemütlich christlich-kirchlichen Eckchen ist weder ihr Auftrag noch ihr Weg.

Der auferstandene und zum Himmel aufgefahrene Herr sendet die Christen in die Welt und beauftragt die Kirche zum Zeugendienst auf der ganzen Erde. Die Kirche und in ihr jeder Christ hat Zeuge für Jesus Christus zu sein. Damit ist aber nicht Anschlussfähigkeit gemeint, sondern die Kirche Jesu Christi hat Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Als Gottes neue Schöpfung steht sie der Gesellschaft gegenüber. Denn dazu ist ein Christ durch seine Taufe gerufen. Der Auftrag, für Gottes Mission in alle Welt zu gehen, geht einher mit Lehre und Taufe. So gehören Mission und Lehre zusammen; sie sind zwei Seiten einer Medaille. Christenmenschen leben in ihren sozialen Bezügen, in Freizeit und Beruf, mit Nachbarn und Freunden, in Schulen und Vereinen. Auch als Christen und Kirche sind wir Teil der Gesellschaft und haben uns in unseren verschiedenen Beziehungen als Zeugen Jesu Christi rechenschaftsfähig zu bewähren und Auskunft über unseren Glauben zu geben. Denn Ziel ist es, dass mit uns viele andere Menschen - durch die Heilige Taufe in die Kirche eingegliedert - auf dem Weg durch die Zeiten sind, um dann daheim im himmlischen Jerusalem in Gottes Ewigkeit anzukommen. Hierzu bedarf es des Heiligen Geistes, der uns alle nötige Kraft schenkt, Bekennermut gibt und uns zur Quelle des Wortes Gottes leitet. Mit diesem Geist Gottes in uns sind wir sprach- und auskunftsfähig über die Hoffnung, die uns erfüllt.

Uns gebe der Dreieinige Gott die richtigen Worte, wenn wir gefordert sind, Auskunft zu geben über die Hoffnung, die in uns ist! Herzliche Grüße, auch von Pfarrer Christoph Schulze,
Ihr Pastor Markus Büttner