24.12.2008 | St. Lukas 2,11 (Heiliger Abend - Christvesper 1)

HEILIGER ABEND – 24. DEZEMBER 2008 – PREDIGT ÜBER ST. LUKAS 2,11

Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Jedes Jahr im Herbst fange ich an, mir so meine Gedanken über die erste Christvesper am Heiligen Abend zu machen: Worüber soll ich denn bloß in diesem Jahr predigen? Ja, diese Frage muss ich mir immer schon sehr frühzeitig stellen, denn das selbstgebastelte Geschenk, das ihr hier in der Christvesper jedes Mal bekommt, das soll natürlich zu der Predigt passen, und das muss natürlich auch rechtzeitig vorbereitet werden, denn ihr seid ja so viele Kinder, dass wir entsprechend auch ganz, ganz viele Geschenke brauchen. Ja, worüber soll ich denn bloß in diesem Jahr predigen, so habe ich mich dieses Jahr im Herbst gefragt. 17 Jahre mache ich das jetzt hier schon, und so langsam habe ich wohl alles schon mal durchgehabt: Ich habe über Maria gepredigt, über Joseph, über die Hirten, über die Wirtsleute, über die Engel, über die Schafe, über die Krippe, über den Stern, über den Tannenbaum, über Ochs und Esel, über die Windeln – ja, worüber habe ich eigentlich noch nicht gepredigt? Doch dann fiel mir ein: Das Allerwichtigste habe ich ja ganz vergessen, das Allerwichtigste, worum es zu Weihnachten eigentlich geht: Ich habe ja noch gar nicht über das Kind in der Krippe gepredigt! Ja, das wird aber wirklich allerhöchste Zeit, dass ich auch darüber einmal hier in der Kinderchristvesper predige.
So ähnlich wie mir geht es euch vielleicht ja auch zu Weihnachten: Woran denkt man nicht so alles bei der Vorbereitung auf Weihnachten: an den Tannenbaum, der geschmückt werden muss, an die Weihnachtsgans, an die Verwandten, die man einladen muss oder zu denen man irgendwann zu Weihnachten hin muss, ach, gerade jetzt in den Tagen vor Weihnachten mag uns so viel durch den Kopf gegangen sein. Und ihr Kinder, ihr denkt vermutlich in diesen Tagen am allermeisten daran, was für Geschenke ihr heute Abend wohl bekommen werdet, ob ihr wohl tatsächlich das bekommen werdet, was ihr euch gewünscht habt – oder vielleicht sogar noch etwas viel Schöneres! Und da passiert es dann so leicht, dass wir dabei auch das Allerwichtigste vergessen – das worum es zu Weihnachten doch eigentlich geht! Da passiert es dann so leicht, dass wir vergessen, dass wir Weihnachten doch die Geburt von unserem Herrn Jesus Christus feiern, dass dieser Jesus Christus das Wichtigste beim Weihnachtsfest ist. Ja, auf alles Andere können wir zu Weihnachten zur Not verzichten. Wir brauchen nicht unbedingt einen Tannenbaum, um Weihnachten feiern zu können, wir brauchen nicht unbedingt eine Weihnachtsgans, um Weihnachten feiern zu können, wir brauchen nicht unbedingt Kerzen, und wir brauchen erst recht nicht unbedingt Schnee, damit es ein richtiges Weihnachtsfest wird. Ja, zur Not könnten wir zu Weihnachten sogar auf Geschenke verzichten, auch wenn ihr Kinder euch das vielleicht gar nicht vorstellen könnt. Aber auf eines können wir zu Weihnachten auf keinen Fall verzichten: auf das Jesuskind in der Krippe. Denn ohne Jesus ist Weihnachten kein Weihnachten. Weihnachten ohne Jesus – das wäre so ähnlich, als wenn euch eure Eltern nachher ein großes Paket mit viel Geschenkpapier drumherum geben würden – aber wenn ihr das Paket dann auspackt, würdet ihr feststellen, dass in dem Paket gar nichts drin ist, dass es hohl und leer ist. So ist Weihnachten ohne Jesus.
Warum ist Jesus für uns so wichtig – zu Weihnachten, aber eben nicht nur zu Weihnachten? Ganz einfach: Weil Jesus dir zeigt, dass Gott auch mit deinem Leben zu tun haben will. Von uns aus hätten wir keine Ahnung, dass Gott sich ausgerechnet für uns, für unser Leben interessiert. Da würden wir vielleicht denken, dass Gott irgend so ein alter Opa ist, der irgendwo auf einer Wolke sitzt und vielleicht ein bisschen stirnrunzelnd auf das herabblickt, was wir Menschen hier auf der Erde so treiben. Aber dass Gott mit jedem einzelnen von uns zu tun haben will, das wüssten wir sonst nicht. Aber Jesus hat es uns gesagt. Ja, er hat uns auch gesagt, was Gott eigentlich so denkt, wenn er auf unser Leben blickt. Da findet Gott nämlich vieles gar nicht gut, was wir in unserem Leben so machen, was wir zu anderen Leuten sagen und was wir so über sie denken. Und das findet Gott auch gar nicht gut, wenn wir meinen, wir könnten in unserem Leben ohne ihn auskommen, wenn er für uns abgesehen vom Heiligen Abend gar nicht wichtig ist. Ja, sagt Jesus, eigentlich hätte Gott allen Grund zu sagen: Ach, die Menschen interessieren sich so wenig für mich und mein Wort, dann will ich mit ihnen auch nichts mehr zu tun haben! Doch das will Gott nicht. Gott will nicht ohne uns leben. Und genau darum hat Gott Jesus zu uns geschickt, seinen eigenen Sohn, um uns zu zeigen: „Mensch, ich habe euch doch so lieb! Ich will, dass ihr einmal für immer bei mir lebt. So lieb habe ich euch, dass ich meinen Sohn Jesus Christus sogar für euch am Kreuz sterben lasse, damit nichts mehr zwischen uns steht.“ Ohne Jesus könnten wir nicht zu Gott kommen. Da würden uns dann auch alle Geschenke und alle Tannenbäume nichts nützen, wenn er nicht zu uns gekommen wäre. Aber nun ist Jesus zu uns gekommen, nun feiern wir heute seinen Geburtstag. Und darum ist Weihnachten so ein fröhliches Fest, weil Gott an diesem Tag mit uns Verbindung aufgenommen hat. Und die Verbindung, die will er mit uns halten – nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr über. Denn sein Sohn Jesus Christus, der kommt immer wieder zu uns, an jedem Sonntag, hierher in die Kirche, um mit uns zu feiern, um uns zu zeigen, wie lieb uns Gott hat.
Ja, Jesus ist das Allerwichtigste an Weihnachten. Und damit ihr das nicht vergesst, bekommt ihr Kinder jetzt gleich anschließend auch alle ein Jesuskind als Geschenk. Ja, dieses Geschenk soll euch an den wirklichen Jesus erinnern, der zu Weihnachten geboren worden ist und durch den auch wir einmal in den Himmel kommen. Amen.