Geistliches Wort im Monat Februar

Pfarrer Dr. Gottfried MartensDas geistliche Wort für den Monat Februar von Pfarrer Dr. Gottfried Martens: Jesus Christus spricht: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr‘s empfangt, so wird‘s euch zuteil werden. (St. Markus 11,24 - Monatsspruch für Februar)

"Das Kind betet, der Mann will", so äußerte vor 200 Jahren der Philosoph Johann Gottlieb Fichte in einem Gespräch mit dem Berliner Armenfreund Hans Baron von Kottwitz. Darauf erwiderte ihm Kottwitz: "Herr Professor, ich habe sechshundert Leute zu versorgen und weiß oft nicht, woher das Brot für sie nehmen. Da kenne ich nur ein Mittel: das Gebet zu meinem himmlischen Vater, und das hat mir auch immer noch geholfen." Fichte schwieg eine Weile, seine Augen füllten sich mit Tränen, und er sagte: "Ja, lieber Baron, dahin reicht meine Philosophie nicht."

"Das Kind betet, der Mann will" - Wie aktuell ist diese Einstellung auch heute, 200 Jahre später, noch, einmal abgesehen davon, dass nun auch die Frau will! Wir Menschen bestimmen unseren Wert zumeist danach, was wir tun und was wir zu leisten vermögen. Stark und selbstbestimmt wollen wir sein und vor anderen erscheinen. Peinlich wäre es, wenn wir dabei erwischt würden, dass wir schwach sind, auf die Hilfe eines Anderen angewiesen. Das würde uns in unserem Selbstwertgefühl doch tief treffen. Und von daher ist das auch mit dem Beten so eine Sache: Wenn wir denn schon beten, dann soll das wenigstens kein anderer mitbekommen. Wie stünde ich sonst in seinen Augen da! Denn Beten ist gesellschaftlich eigentlich oft nur noch als Eingeständnis des völligen Scheiterns anerkannt, wenn man mit seinen eigenen Bemühungen gar nicht mehr weiterkommt: "Da hilft dann nur noch Beten!"

In dem Monatsspruch für den Februar geht es Jesus nicht bloß um das Thema „Gebet“. Ihm geht es um unsere Lebenshaltung überhaupt. „Glaubt, dass ihr empfangen habt“ - So sagt er hier wörtlich übersetzt. „Glaubt, dass ihr empfangen habt“ - Genau das soll und darf unsere Lebenseinstellung als Christen sein: Was ich habe und bin, das verdanke ich nicht mir selber und meiner eigenen Leistung, sondern das verdanke ich allein Gott. Er hat mir das Leben geschenkt und damit zugleich eine Würde, die unabhängig ist von dem, was ich in meinem Leben schaffe oder auch nicht schaffe. Und er hat mich in der Heiligen Taufe zu seinem Kind angenommen; ich muss mir sein Wohlwollen nicht erst noch mit meinem Tun erwerben. Dass ich ein Mensch bin, der ganz vom Empfangen lebt und nicht aus seiner Leistung, braucht mir nicht peinlich zu sein, sondern macht mich gerade groß.

Und je mehr ich diese Lebenshaltung einübe, desto mehr wird sich das dann auch auf mein Beten auswirken. Dann werde ich das Gebet eben nicht dazu missbrauchen, meinen eigenen Willen bei Gott durchsetzen zu wollen, und dann werde ich auch nicht auf die Idee kommen, mal ganz unverbindlich zu testen, ob das denn wirklich „klappt“, was Jesus hier in diesem Wort verspricht. Gott ist nicht mein „Testobjekt“, dessen Leistungsfähigkeit ich überprüfen kann. Nein, an ihm hänge ich ganz und gar; er prägt mich in meinem Leben und lässt mich dann auch immer wieder von neuem erfahren, wie heilsam es für mich ist, dass er seinen guten und gnädigen Willen in meinem Leben immer wieder durchsetzt. Gerade so ermutigt er uns, von ihm wirklich alles zu erbitten - denn ihm verdanken wir ja alles!