Geistliches Wort im Monat März

Pfarrer Dr. Gottfried MartensDas geistliche Wort für den Monat März von Pfarrer Dr. Gottfried Martens: Jesus Christus spricht: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. (St. Johannes 16,22 Monatsspruch für März)

"Auf Wiedersehen!" - Wie oft kommen mir diese Worte wohl jeden Tag über die Lippen, ohne dass ich mir viele Gedanken darüber mache, was ich da eigentlich gesagt habe. Aber es gibt immer wieder eine Situation, in der ich diese Worte nicht einfach so dahersage: Wenn ich einen Besuch an einem Sterbebett mache und nicht weiß, ob ich diesen sterbenden Menschen am nächsten Tag, wenn ich wiederkomme, noch lebend in diesem Bett vorfinden werde, dann sage ich es bei der Verabschiedung ganz bewusst: "Auf Wiedersehen!" Ob wir uns hier auf Erden noch einmal sehen werden oder erst im Himmel, das weiß ich nicht. Doch das eine steht fest: Christen sehen sich nie "zum letzten Mal".

"Auf Wiedersehen!" Dass wir uns als Christen an Sterbebetten so verabschieden können, ist darin begründet, dass Christus damals zu seinen Jüngern auch "Auf Wiedersehen!" gesagt hat. Die Worte des Monatsspruchs für den März hat Christus kurz vor seiner Verhaftung gesprochen, als er seinen Jüngern gerade mitgeteilt hatte, dass er nun bald sterben und damit für sie erst einmal nicht mehr zu sehen sein werde. Doch er fügte damals gleich hinzu: "Ich will euch wiedersehen!" Und es dauerte nicht lange, dann machte Christus diese Ankündigung wahr, zeigte sich den Jüngern bald nach seiner Hinrichtung wieder als der Auferstandene und erfüllte sie dadurch mit einer Freude, die ihnen niemand auf der Welt mehr rauben konnte. Doch bald nach seiner Auferstehung war Christus dann von seinen Jüngern wieder nicht mehr zu sehen; scheinbar standen sie nun wieder ganz allein und verlassen da. Doch sie erinnerten sich an seine Worte und stellten fest, was für ein tiefer Sinn in diesen Worten verborgen lag: "Ich will euch wiedersehen!" - Diese Ankündigung gilt ja nicht nur für den Ostermorgen, die gilt für jeden Christen bis zur sichtbaren Wiederkunft des Herrn. Ja, alle miteinander gehen wir der größten Wiedersehensfeier aller Zeiten entgegen - ganz gleich, ob sich dieses Wiedersehen mit unserem Herrn in unserer Todesstunde oder schon vorher bei seinem Kommen in Herrlichkeit ereignen wird.

Noch ist es allerdings nicht soweit. Noch haben wir „Traurigkeit“, wie Martin Luther übersetzt. Gemeint sind hier die Schmerzen, die eine Frau bei einer Geburt durchleiden muss. Ich kann in dieser Beziehung zwar keine einschlägigen Erfahrungen vorweisen, aber ich vermute schon, dass diese Schmerzen von den Betroffenen als sehr viel stärker empfunden werden als bloß als „Traurigkeit“. Derartige Schmerzen werden wir als Christen immer wieder durchleiden müssen, sagt Christus. Am Grab eines geliebten Menschen stehen zu müssen, Abschied von Menschen, von Hoffnungen nehmen zu müssen - das kann einem in der Tat das Herz zerreißen. Christus redet hier nichts schön. Er sagt nicht, dass uns Christen dieses Leid erspart bleibt. Aber dieses Leid wird für uns nicht das Letzte sein, was wir erfahren. Als Christen gehen wir einer Wiedersehensfreude entgegen, die allen Schmerz und alle Traurigkeit, die wir jetzt erfahren müssen, weit mehr als aufwiegen wird: Christus werden wir wiedersehen - und mit ihm auch die, die zu ihm gehört haben und zu denen wir es hier auf Erden stets auch ganz bewusst sagen konnten: „Auf Wiedersehen!“