Geistliches Wort im Monat April

Das geistliche Wort für den Monat April von Pfarrer Dr. Gottfried Martens: Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. (1. Petrus 3,15 - Monatsspruch für April)

"Berlin ist eine islamische Stadt!" - So erklärte der ältere Herr mit Bart und Schiebermütze stolz vor der Kamera der Berliner Abendschau. Und danach hätten sich entsprechend auch die Kulturschaffenden in unserer Stadt zu richten. Nun mag man das Vordringen des Islam in unserer Stadt und sein damit verbundenes Selbstverständnis mit Recht sehr kritisch betrachten und davor warnen. Doch statt diese Entwicklung einfach nur zu beklagen, sollten wir uns als Christen zunächst einmal an die eigene Nase fassen:

Könnte es nicht auch sein, dass Muslime Berlin deshalb als islamische Stadt ansehen, weil wir Christen oftmals so wenig zu unserem Glauben in der Öffentlichkeit stehen und ihn oft genug nur als unsere Privatangelegenheit ansehen - wenn wir es denn nicht gar als peinlich ansehen, dass es jemand merken könnte, dass wir Christen sind? Wenn der Islam auch in unserer Stadt vordringt, dann dringt er in aller Regel in ein Vakuum vor, das wir Christen jedenfalls offenbar gerade nicht ausgefüllt haben.

Die Christen, an die der Apostel Petrus damals seinen Brief schrieb, die fielen offenkundig in der Öffentlichkeit auf: Sie hatten eine Hoffnung, von der auch die Menschen in ihrer Umgebung etwas mitbekamen und auf die die Christen darum auch angesprochen wurde. Fragen wir uns ruhig einmal: Passiert uns das auch, dass wir nach der Hoffnung gefragt werden, die uns erfüllt? Oder wissen wir von dieser Hoffnung, die wir als Christen haben dürfen, selber so wenig, dass andere davon natürlich erst recht nichts mitbekommen?

Und wenn es dann tatsächlich jemand mitbekommt und sich darüber wundert oder auch darüber ärgert, dass wir Christen sind: Sind wir dann dazu in der Lage, solchen Menschen Rede und Antwort zu stehen, wie der heilige Petrus dies von uns erwartet? Nein, es geht ja gar nicht darum, dass wir dazu fähig sein sollen, unsere Gesprächspartner immer gleich mit einer brillanten Argumentation an die Wand zu drängen. Es geht darum, dass wir überhaupt erst einmal geistlich sprachfähig werden und sein sollen, dass wir über unseren Glauben mit eigenen Worten sprechen können, Und das will geübt sein. Genau dazu gibt es in unserer Gemeinde eine ganze Reihe von Angeboten: vom Jugendkreis über Bibelstunden und Gesprächskreise bis hin zu Gemeindeseminaren. Vergessen wir es nicht: Uns ist als Christen die beste Botschaft der Welt anvertraut - eine Botschaft, die alle Menschen hören sollen, die für alle Menschen entscheidend wichtig ist. Ja, wir haben als Christen eine Verantwortung, unseren Glauben nicht für uns zu behalten und ihn damit anderen Menschen vorzuenthalten. Nutzen wir darum die Gelegenheiten, die sich uns bieten, um uns zu trainieren, um unsere geistliche Sprachfähigkeit immer wieder zu verbessern! Das nützt im Übrigen auch uns selber: Denn je mehr wir uns mit der Hoffnung spendenden Botschaft des christlichen Glaubens befassen, desto mehr werden wir auch selber von dieser Hoffnung erfüllt und in dieser Hoffnung bestärkt werden. Und dann werden wir uns auch gerade nicht als Schwarzseher betätigen, die sich nur noch vom Islam überrollt sehen, sondern werden fröhlich Zeugnis ablegen von unserem Herrn, der einmal das letzte Wort in der Geschichte der Menschen haben wird - auch hier in Berlin!